Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Keine Debatten über Albtraum-Monster

Das Erstaunliche dabei ist, er kommt daher wie ein alter Bekannter.

Mag. Konrad Kramar
über den geklonten Menschen

Da ist er wieder, der Mensch aus der Retorte, den Wissenschaftler beim Versuch, Gott zu spielen, geschaffen haben. Und das Erstaunliche dabei ist, er kommt daher wie ein alter Bekannter. Haben wir nicht schon vor Jahren empörte Theologen und sich missverstanden fühlende Naturwissenschaftler im Fernsehen beim Nebeneinander-her-Debattieren verfolgt? Da stellten Kirchenvertreter den Golem in den Raum und die Gentechniker wollten partout nichts als einzelne Zellen sehen, die uns armen Menschen nur helfen sollen. Der naturwissenschaftliche und damit medizinische Fortschritt der westlichen Gesellschaft wird seit jeher von verlogenen Debatten begleitet, die allesamt nur eine Konsequenz haben: Kaum einer nimmt diese Debatten ernst, und die jeweilige Technologie wird ungebremst vorangetrieben. Reproduktionsmedizin, Schönheitschirurgie, genetische Diagnostik: Die Möglichkeiten, die die Forschung geschaffen hat, wurden genutzt.

Sie werden auch diesmal genutzt werden. Die Aussicht auf Zellen, die ein kaputtes Herz oder eine Bauchspeicheldrüse heilen können, ist realistisch. Darüber – samt den Risiken, wie etwa Krebs – müssen wir jetzt debattieren, ernsthaft und mit der Gewissheit, dass das Ergebnis Gesetze sein müssen, nicht Feindbilder.

Dass eine Gesellschaft einsetzt, was wissenschaftlich machbar ist, ist fragwürdig. Doch das ist eine andere Debatte als jene über einen bescheidenen, aber wichtigen Schritt in der Medizin, der für viele Menschen Rettung bedeuten kann. Reden wir lieber darüber, ob unsere Wissenschaft nicht mehr – auch finanzielle Freiheit – braucht, um ihren Weg nicht ständig in der Geiselhaft der Interessen großer Konzerne gehen zu müssen.