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Wirtschaft von innen: „Wasser predigen, Wein trinken“

Wenn Aufträge ausbleiben und es wirtschaftlich eng wird, werfen auch Gewerkschaftsbund und Arbeiterkammer so manche Grundsätze über Bord und agieren nicht anders als privatwirtschaftliche Unternehmen. So praktiziert am Berufsförderungsinstitut (BFI) Wien.

Das als gemeinnütziger Verein organisierte „führende Institut der arbeitnehmerorientierten beruflichen Erwachsenenbildung“ (Eigendefinition) ist schwer in die Bredouille geraten und hat seit Jahresbeginn 14 Mitarbeiter gekündigt. Mit 18 Beschäftigten einigte man sich einvernehmlich. Großteils ältere Mitarbeiter, denen der Abgang in die Frühpension mit „Handshakes“ schmackhaft gemacht wurde.

„Da kritisieren wir ständig, dass Firmen ältere Mitarbeiter mit zusätzlichen Abfertigungen in die Pension schicken und dann tun ausgerechnet wir genau dasselbe. Wir predigen Wasser und trinken Wein“, machen Kritiker im ÖGB ihrem Unmut Luft. Sind doch ÖGB und AK die Trägerorganisationen des 1959 gegründeten Instituts. „Die Mitarbeiter rechnen sich selbst aus, ob sie in Pension gehen. Uns geht es auch um die Erhaltung von Arbeitsplätzen für Junge“, sagt dazu Franz Josef Lackinger. Der ehemalige Bildungsreferent des ÖGB leitet das BFI seit dem Vorjahr, gemeinsam mit Ex-Telekom-Managerin Valerie Höllinger. Außerdem, argumentiert Lackinger, seien die Personalmaßnahmen mit dem Aufsichtsrat abgestimmt, in dem auch Vertreter von ÖGB und AK sitzen.

 

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Das Bildungsinstitut hat gravierende Auslastungsprobleme, weil das 2008 initiierte Sonderkonjunkturprogramm im Herbst 2010 endete. Im Vorjahr fiel der Jahresumsatz von 60 auf 44,2 Millionen Euro, erstmals wird mit einem Abgang von rund einer Million Euro bilanziert. Obendrein hatte die Sozialversicherung „ihre Gangart verschärft und wir mussten alle hauptberuflichen Trainer anstellen“, erklärt Lackinger. Der Mitarbeiter-Stand legte von 360 auf 560 Beschäftigte zu.

Drei Viertel des Umsatzes werden mit dem Arbeitsmarktservice gemacht, bei dessen Ausschreibungen das BFI zuletzt offenbar wenig erfolgreich war. So wurde der Großauftrag „Deutsch für Zweisprachige“ für rund 10.000 Kursteilnehmer nur häppchenweise neu vergeben, das BFI konnte gerade einmal eine Tranche ergattern. Gerüchte, dass ÖGB und AK außerdem Begehrlichkeit auf die rund 20 Rücklagen-Millionen des Instituts zeigen, dementiert Lackinger. Das BFI sei als Verein eigenständig.

Er hofft, dass kein weiterer Mitarbeiter-Abbau notwendig ist, was in der stark verunsicherten Belegschaft jedoch bezweifelt wird. Wurden doch im Jänner insgesamt 75 Kündigungen beim AMS angemeldet. Vielleicht könnten die Geschassten über das BFI-Projekt „JobTransFair Plus“ neue Jobs finden. Diese Aktion vermittelt „ältere ArbeitnehmerInnen, mit hohem Qualifikationsniveau und reichem Erfahrungsschatz“ an Wiener Unternehmen.