Wirtschaft von innen: Kein Anschluss für Telekom-Kronzeugen
Von Andrea Hodoschek
Will die skandalgeschüttelte Telekom Austria mit dem Kronzeugen, dem 2009 geschassten Ex-Vorstand Gernot Schieszler, doch noch kooperieren oder lieber nicht? Der amtierende Telekom-Chef Hannes Ametsreiter hatte in einem KURIER-Interview vor drei Wochen erklärt, man überlege, aber die Zusammenarbeit müsse im Rahmen des Aktiengesetzes sein. Schieszlers Anwalt Stefan Prochaska hat allerdings nicht den Eindruck, dass die Telekom kooperieren will. "Wir stehen für jedes Gespräch zur Verfügung. Aber das sollten keine Gespräche sein, wo nur Klagsdrohungen ausgestoßen werden", moniert Prochaska. Er will mit der Telekom "konstruktiv darüber reden, welchen Beitrag mein Mandant leisten könnte, um die Kosten für die Task Force in Grenzen zu halten". Prochaskas Argumentation: Der langjährige Telekom-Insider Schieszler könnte gezielte Informationen liefern und damit die Arbeit der internen Revision unter Christopher Schneck und den externen Experten der Task Force "wesentlich effizienter und kostengünstiger machen". Man habe das "auf mehreren Ebenen angeboten, aber bisher ist nichts gekommen".
Die Telekom hatte den geplatzten "Knebelungsvertrag" mit Schieszler mit dem Aktienrecht begründet. Prochaska sieht das anders. Es sei sehr wohl im Interesse des Unternehmens und der Aktionäre, wenn eine Kooperation mit Schieszler die Ermittlungen erleichtere. Trotzdem wird es vermutlich zu keinem Deal zwischen Schieszler und Telekom kommen. Telekom-Sprecherin Elisabeth Mattes : "Die Telekom kann laut Aktiengesetz erst nach fünf Jahren seit der Entstehung des Schadenersatzanspruchs verzichten oder sich darüber vergleichen, wenn die Hauptversammlung zustimmt." Dass die Qualität des Berichtes der internen Revision, von dem 400 Seiten an die Staatsanwaltschaft gingen, nicht von erstklassiger Qualität sein soll, tut Mattes als "böse Gerüchte" ab. Es stimme auch nicht, dass die Rechnung über 600.000 Euro an die Werbeagentur Schmied, von der Gelder weiter an die BZÖ-eigene Agentur "Orange" flossen, von der Revision nicht entdeckt und erst nach Medienberichten nachgeliefert wurde. So manche Experten verstehen allerdings nicht ganz, warum die Revision für die forensische Prüfung der Causa Hochegger etliche Monate gebraucht hatte. Auch jene 16 Geschäftsfälle, denen keine Leistung gegenüberstand, sollen im SAP-System dokumentiert gewesen sein - und wären damit rasch auffindbar gewesen.