über LEBEN: Weihnachten
Von Guido Tartarotti
Also etwas Weihnachtliches. Als ich ein Kind war, dauerte Weihnachten noch vom 24. Dezember bis zum Abend des 24. Dezembers, und nicht von Oktober bis Ostern. Der Weihnachtsmann war unbekannt, und "Last Christmas" noch nicht erfunden. Es waren gute Zeiten. Auch das Handy war noch nicht geboren. Wollte jemand ein Telefon mit sich führen, musste er eine Telefonzelle absägen und auf dem Rücken durch die Gegend tragen. Was haben wir einander damals geschenkt? Wie hat die Werbung ihre Sendezeit gefüllt? Was hat man mit seinen Zeigefingern gemacht, bevor es Smartphonedisplays gab, um auf ihnen herumzuwischen? Vermutlich haben wir mehr nasengebohrt.
Aber selbst, wenn es Handys gegeben hätte: Unsere Eltern hätten sich nie leisten können, uns welche zu schenken. Meine Schwester und ich bekamen damals zu Weihnachten ein Paar Socken, und zwar gemeinsam, an ungeraden Tagen durfte ich es tragen. Der Weg von der Schule nach Hause dauerte acht Stunden, zu Fuß durch metertiefen Schnee. Und waren wir zuhause angekommen, mussten wir sofort wieder umkehren, um am nächsten Tag nicht zu spät zum Unterricht zu kommen...
Alles Blödsinn. Ich kann mich an sehr schöne Weihnachten erinnern, mit erstaunlich vielen Geschenken. Gespart wurde zu Weihnachten eher beim Essen – ich erinnere mich an Wurschtbrote und Goldfischli – als beim Schenken. In meiner Erinnerung liegt allerdings tatsächlich immer mindestens ein Meter Schnee zu Weihnachten. Nur Handys hatten wir wirklich keine (und nur eineinhalb Fernsehsender).
Den Santa Claus übrigens, den mag ich. Er ist dick und lustig und betrunken. Der Kerl versteht es, zu leben. Im Zweifelsfall würde ich lieber mit ihm auf Urlaub fahren als mit dem Christkind. Er kennt garantiert die besseren Lokale.
www.guidotartarotti.at
guido. tartarotti(at)kurier.at