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Freiheit

Ich halte die individuelle Freiheit, seine Lebensrisiken selbst zu wählen, für das höhere Gut.


über Freiheit

Dieser Tage las ich in der „Krone“ folgende Schlagzeile: „Lungenkrebstote sind zu 90 Prozent Raucher.“ Und dachte: Jetzt, da sie tot sind, könnte man sie doch in Ruhe rauchen lassen. Jetzt ist es auch schon wurscht.

Tote erleben ja ziemlich viel heutzutage. Die Tiroler Tageszeitung schrieb unlängst: „In Wien dürfte ein Pensionist zuerst sich, dann seine Ehefrau erschossen haben.“ Ich gehe davon aus, der Tote bekommt für den Mord lebenslänglich. Mindestens. Im schönen TV-Morgenmagazin „Café Puls“ sagten sie einmal „Seit vier Jahren hat niemand mehr lebend den Gipfel des K2 erreicht“, vergaßen aber darauf, über die wahre Sensation zu berichten – über jene, die da offenbar tot raufgekraxelt sind. (Ich persönlich war noch nie auf dem K2, aber immerhin schon in der U4 – und auch dort ist es nicht immer lustig, ohne Sauerstoffmaske.)

In der „ZIB2“ wieder wurde einmal gemeldet: „Leichen lebendig begraben.“ Und das finde ich nicht richtig: Wer weiß, was die Leichen noch alles erreichen hätten können – vielleicht sogar eine K2-Besteigung.

Zurück zum Anfang. Ich als rauchender Nichtraucher – seit 30 Jahren rauche ich ein Packerl, aber im Monat, nicht am Tag – finde es falsch, dass sich die Obrigkeit beim Thema Rauchen nicht auf den Nichtraucherschutz konzentriert, sondern darauf, Raucher zu Außenseitern zu machen. Nichtraucher mit krebserregenden Substanzen einzunebeln, empfinde ich als schlechtes Benehmen. Aber ich denke auch, es muss jedem Erwachsenen gestattet sein, Unvernünftiges, Ungesundes, Unmoralisches zu tun, und zwar ohne Helm, solange es keinem anderen als ihm selber schadet. Ich weiß schon – Folgekosten, Leid, Sucht usw. – trotzdem: Ich halte die individuelle Freiheit, seine Lebensrisiken selbst zu wählen, für das höhere Gut.