Dogge stiehlt TV die Show
Von Guido Tartarotti
Abgesehen von den Bildungsprogrammen sehen wir kaum noch fern, die Dogge ist unterhaltsamer.
darüber, was man im Fernsehen lernen kann
Wortschatzerweiterung durch das Privatfernsehen: In der schönen Sendung „Saturday Night Fever“ auf ATV bestieg unlängst ein junger Mann eine Dusche und äußerte seinen Unmut über die Wassertemperatur. Darauf erklärte ein anderer junger Mann, nach einem Blick ins Innere der Duschkabine: „Züpfü eingfrert.“ Ja. So war das. Ich finde, man sollte diese Szene zu Weihnachten mit verteilten Rollen lesen.
Meine Bulldogge sieht übrigens nicht gerne fern. Ich betone das deshalb, weil ich eine andere Bulldogge kenne, die für ihr Leben gern fernsieht und eventuell im Fernsehen auftauchende Tiere verbellt. Meine Bulldogge kann nicht einmal bellen, weshalb sie bei den Nachbarn sehr beliebt ist. Einmal interessierte sie sich doch fürs Fernsehen: Als am Vormittag eine alte „Kommissar Rex“-Folge lief, sah sie gebannt zu. So haben wir beide unser Bildungsfernsehen: Ich lerne nachts Fremdsprachen auf ATV, und sie lernt vormittags von Rex, wie man Wurstsemmeln stiehlt, den Stockinger erschreckt und Befehle wie „Du kriechst jetzt unter das Klavier, und wenn der böse Mann die Pistole zieht, beißt du ihn in den Popo“ ausführt.
Die Bulldogge sieht lustig aus, wie eine Mischung aus Fledermaus, Wombat und einer Knackwurst. Sie verständigt sich grunzend, liebt alle Menschen und Tiere, und wenn sie getrunken hat, reibt sie ihre Nasenfalten am Teppich trocken. Gibt man ihr das Kommando „Tanz!“, dann erhebt sie sich auf die Hinterpfoten und dreht sich im Kreis. Ich betrachte gerne die Bulldogge und lese dabei ein Buch – abgesehen von den Bildungsprogrammen sehen wir kaum noch fern, die Dogge ist unterhaltsamer. Und damit diese Kolumne niveauvoll endet, möchte ich Groucho Marx zitieren: „Außer Hunden sind Bücher die besten Freunde des Menschen. In Hunden dagegen ist es zum Lesen zu dunkel.“
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