Das Bad im Wandel der Zeit
Von Guido Tartarotti
Ich schlurfe über die Liegewiese, stolpere in etwas Glitschiges und bemerke erleichtert, dass es sich dabei nur um Erdbeereis handelt, finde den Platz unter den drei alten Schirmföhren, breite mein Handtuch aus, lege den Helm daneben und folge dem Vorschlag der Schwerkraft. Und während ich da so in der Sonne liege, bemerke ich, dass ich an einem Gedanken kaue (oder kaut der Gedanke an mir?). Nämlich: Vor genau 27 Jahren lag ich auch schon hier im Bad unter den Föhren, einen Sommer lang, auch immer mit Moped-Helm. Der Helm war damals rot, nicht schwarz, und das Moped war keine Vespa PX 125, sondern eine orange KTM-Okay, also ein echtes Lulu-Fahrzeug. Damals habe ich ein Packerl Memphis Light am Tag geraucht und hatte eine Freundin namens Claudia, die ein weißes Puch-Maxi besaß. Heute rauche ich ein Packerl rote Loisln im Monat, meine Freundin heißt Johanna, besitzt einen Peugeot oder Renault oder Opel Irgendwas und, was ich ihr hoch anrechne, sie hört nicht diese grässliche Sade, sondern Motörhead und Beatles.Damals hat ja jeder laut im Bad Musik gehört, aus so genannten Soundmachines, Duran Duran und A-ha und Wham! und die grässliche Sade und nicht wenige auch „Romeo und Julia, Bahnhofstrossn Hundatvia“. Laut war das, aber auch lustig. Heute hat jeder die Stöpseln seines iPods im Ohr, es ist still, und jetzt hört man die Leute rülpsen und reden und weiß oft nicht: War das jetzt Reden oder Rülpsen?Ich mag das Bad. Vieles hat sich verändert. 1985 gab es noch ein Dreimeterbrett, heute gibt es komische Rutschen. Damals war niemand tätowiert (außer, er war auf Bewährung draußen). Die Frauen gingen oben ohne und aus ihren Badehosen wucherte das Körperfell. Dafür verdeckten sie ihr Haupthaar mit Badehauben, und das sah insgesamt sehr komisch aus.
guido. tartarotti(at)kurier.at