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"Mein Herpes brennt, wenn ich dich seh"

Der sehr geschätzte Kollege Florian Holzer veröffentlichte in diesem Magazin unlängst eine Liste von „Gourmet-Skihütten“. Ich finde, das war längst fällig. Es tat mir in der Seele weh, zuzuschauen, wie all die Gourmets verheulten Gesichts über die Pisten irrten, auf der vergeblichen Suche nach Almochsen-Carpaccio an Saiblings-Tatar.

Für mich schmeckt Skifahren nach Gulaschsuppe und Weizenbier, und solange mich niemand zwingt, einen Germknödel zu essen, bin ich zufrieden. Im Gegenteil: Ich fand es ganz angenehm, dass wenigstens die diversen Gipfel, Kogel, Spitzen und Hörner noch glasschwenkfreie Zone darstellten. Andererseits: Jeder, wie er mag.

Wesentlich schlimmer ist ja, dass man der Almtrottelmusik nicht entgeht – von jeder Liftstütze brüllt einen deutscher Gaudischlager an, meist mit Texten, welche die kürzeste Verbindung zwischen Gletscher und Geschlechtsverkehr suchen. Mein Lieblingslied auf unserem jüngsten Skiurlaub ging so: „Mein Herpes brennt, wenn ich dich seh“, und die Sängerin hieß passenderweise Beatrice Eklig.

Mühsam ist auch, dass das Schussfahren plötzlich so modern wurde. Früher einmal war Schussfahren ein Privileg der Kinder, die spielten, sie seien Franz Klammer. Ein mir bekannter Skilehrer pflegte zu sagen, Schussfahren sei keine Leistung. Wenn man ein fettes Meerschwein auf einen Ski bindet und dem Ski einen Schubs gibt, kann es auch Schuss fahren (bei der Produktion dieser Kolumne kamen keine echten Tiere zu Schaden; Anm.). Heute sieht man erwachsene Menschen auf den Pisten, die auf dem Ski stehen wie draufgesch...en, sie können überhaupt nicht fahren, aber sie rasen geradeaus und rammen andere in den Schnee. Vielleicht sind sie ja auf der Flucht vor dem Gesang der Frau Eklig, die, wie man mir sagt, in Wahrheit Egli heißt, was ich schade finde.