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Professor, Bob Marley und Aufräumer

Das Fitness-Center ist jener Ort, an dem das Schauen mindestens so viel Spaß macht wie das Trainieren. Es folgt Teil 3 der Fitness-Center-Typologie.

Der Professor. Er stemmt nur seinen Laptop und die Ringmappen mit den Trainingstabellen, ist aber überzeugt, sich Muskeln anrechnen zu können. Ist er 60 Jahre alt, sieht er sich im Spiegel wie 30, schaut jedoch aus wie 59. Ist er 20, sieht er sich im Spiegel auch wie 30, schaut aber aus wie 16.

Der Unkonventionelle. Trägt Kasperlhose, Lederschlapfen und Wollmütze. Ernährt sich nur von rohem Gemüse, das er wechselweise kaut oder raucht, und Reggaemusik. Verwendet die Geräte grundsätzlich anders als vorgesehen, macht z.B. Klimmzüge an der Bizepsmaschine. Sieht sich im Spiegel als junger Bob Marley, schaut aber eher aus wie der tote Bob Marley.

Der Reiche. Trainiert mit persönlichem Trainer. Besser gesagt: Überlässt das Training dem Trainer, er schaut zu, schwitzt dabei aber stark. Mag, was er im Spiegel sieht, und falls nicht, kauft er den Spiegel und schmeißt ihn weg.

Der Modebewusste. Geht nur ins Center, wenn er neue Trainingsoutfits erstanden hat, also einmal pro Woche. Trainiert nie, um die Kleidung nicht zu verschwitzen. Schaut aus wie ein Mandrill, sieht sich selbst im Spiegel auch so, findet Mandrille aber schön.

Der Aufräumer. Sammelt tatsächlich oder nur vermeintlich herrenlose Hantelscheiben ein und sortiert sie nach Größe und Gewicht. Schüttelt den Kopf über die Unordentlichkeit seiner Mitmenschen. Hat durch das viele Sammeln und Schütteln einen großen Trainingseffekt. Sieht sich selbst als letztes Bollwerk vor dem Chaos, die anderen sehen ihn gar nicht.

Der Beobachter. Schaut den anderen beim Trainieren zu und schreibt dann satirische Kolumnen über sie. Der Schlimmste von allen.