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Keine Angst!

Angst ist an sich eine sinnvolle Reaktion auf Gefahr. Das Problem ist nur: Angst neigt zu Blähungen. „Je mehr Angst Menschen haben, umso dümmer werden sie. Angst schrumpft das Gehirn.“ (Dieses Zitat stammt aus der TV-Serie „The Walking Dead“.) Angst macht aus uns wandelnde Tote. Und sie wird auch gerne als Ausrede für schlechtes Benehmen verwendet.

Angst ist übrigens auch eitel: Wir fürchten uns lieber vor spektakulären, unserer Wichtigkeit schmeichelnden Gefahren als vor realistischeren, aber langweiligen Szenarien. Dieser Effekt führte dazu, dass nach 9/11 in den USA die Zahl der Verkehrstoten stieg, weil viele Menschen lieber mit dem Auto unterwegs waren als mit dem Flugzeug.

Als ich ein Kind war, fand ich nichts dabei, auf 20 Meter hohe Bäume zu klettern. Gleichzeitig hatte ich Angst davor, mich im Wald mit Tollwut zu infizieren (meine Großmutter war Ärztin und fütterte uns Kinder mit Mannerschnitten und Krankheitsgeschichten). Ich hatte außerdem Angst, dass meinen Eltern etwas zustoßen könnte, sollte ich nicht fünf Mal am Tag beten. Das wieder kam von meinem Großvater, dem österreichischen Meister im Dauerbeten.

Mein Großvater war ein religiöser Fanatiker, und wie alle solche schuf er sich seinen Gott nach seinem Ebenbild: Mein Großvater war Gemeindebeamter, er war immer als erster im Amt, um Zuspätkommende verwarnen zu können. Sein Gott war wie er, nur mächtiger: Der größte Oberamtsrat des Universums. In seiner Vorstellung hielt sich Gott nur deshalb Geschöpfe, damit er Listen ihrer Verfehlungen führen und sich dadurch selbst besser fühlen konnte. Als Kind war ich noch nicht stark genug, zu erkennen, welch ein Unsinn das war.

In diesem Sinne, die wichtigste Adventbotschaft, in den Worten des großen, späten Hansi Lang: Keine Angst.