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Totes Meer gerettet

Sprachpannen-Rückblick, Teil 3. Noch einmal sei betont: Sprachliche Missgeschicke sind unangenehm, im Zeitdruck der Medienproduktion von heute leider nicht immer zu vermeiden – aber: Sie sind nicht selten von unfreiwilligem, aber dafür hohem kabarettistischen Nährwert.

Und manchmal sorgen sie auch für Aufklärung. So hätten wir ohne die Krone nie erfahren, wie gefährlich Menschen sein können, gerade, wenn sie nicht wach sind: „Schlafende Öffi-Passagiere in Wien haben zwei Männer bestohlen.“ Über einen ähnlichen, tragischen Vorfall berichtete der KURIER: „Pensionist erschlug Ehefrau im Schlaf mit einem Maurerfäustel.“

Flüchtlingstragödien waren 2015 ein Hauptthema in den Medien. Die Krone wusste aber von Fällen zu berichten, die offenbar das bestmögliche Ende fanden: „Hunderte, nein, Tausende Flüchtlinge verloren in den vergangenen Jahren beim Versuch, Europa zu erreichen, den Tod.“ Eine bittere Pointe: Die meisten Menschen finden ja eher den Tod, als ihn zu verlieren.

Ein Radiosender berichtete über den Streit um Ärztearbeitszeiten und fand an dem Thema offenbar tragische Aspekte: „Derzeit läuft im AKH die Arbeit auf Halbmast.“ Vermutlich wehten auch die Fahnen nur mit halber Kraft. Wenn wir uns beklagen, dass es das Leben nicht immer gut mit uns meint, sollten wir bedenken: Vielen Menschen geht es schlechter. Der KURIER schrieb: „Schon zum zweiten Mal binnen weniger Wochen soll eine Mutter in NÖ von ihrem Sohn getötet worden sein.“ Man kann es nicht anders sagen: Die hatte wirklich viel Pech.

Aber wir wollen die heutige Kolumne, die sich doch eher mit traurigen Themen befasste, mit einer erfreulichen Meldung beenden. Die Krone schrieb: „Totes Meer gerettet.“ Das ist sozusagen die Umkehrung einer anderen Krone-Meldung: „Toter lag leblos in Wohnung.“