Väter des Erfolges
Von Wolfgang Winheim
Garant für Medaillen kann täglicher Turnunterricht nicht sein. Vielmehr kommt’s auf Umfeld und Erziehung an.
über den Nutzen der täglichen Turnstunde
Österreichs medaillenlose Olympia-Bilanz von London erweist sich für die Volksgesundheit vielleicht noch als Segen. Denn seit August wird täglich die tägliche Turnstunde urgiert. Mehr als 100.000 haben via www.turnstunde.at inzwischen unterschrieben. Die Chance steigt, ...
... dass die Forderung nach der täglichen schulischen Bewegungseinheit 100 Jahre, nachdem sie anlässlich der Olympia-Pleite 1912 erhoben worden war, doch realisiert wird;... dass die Zahl österreichischer Sportmuffel nicht die 80-Prozent-Marke übersteigt;... und dass irgendwann wieder weniger als ein Viertel der Kinder zwischen 7 und 14 Jahren übergewichtig sein wird;
Jedoch: Maximal von Breitensport und Schadensbegrenzung ist hier die Rede. Garant für Medaillen kann auch täglicher Turnunterricht nicht sein. Vielmehr kommt’s auf Umfeld und Erziehung an. Es wird kein Zufall sein, dass sich mit den Sprösslingen ehemaliger Leistungssportler Liga-Kader bilden ließen: Lukas Königshofer (Rapid/ Papa Bahn-Rad-Weltmeister), Christopher Drazan (Rapid/ Papa mit Austria im Europacup-Finale), Simon Piesinger (Innsbruck/Papa 1986 Teamverteidiger beim 4:1 gegen Deutschland), Marcel Sabitzer (Admira/Papa unter Ernst Happel Teamkandidat), Tomas Simkovic (Austria/Papa slowakischer Erstligaspieler), Roman Kienast (Austria/Papa Bundesligaspieler), Marc Janko (Trabzonspor/Mama Olympiadritte im Speerwurf), Andreas Weimann (Aston Villa/Papa und Mama Leichtathleten) usw.
Auch im Ski-Rennlauf gelten Väter als die Väter des Erfolges. Marlies Schild wurde vom Senior sogar ein Privattrainer engagiert, Papa Raich nahm diese Funktion still und bescheiden bei jedem Kinderrennen von Benjamin Raich ein. Aus der jungen Abfahrer-Riege ist angefangen von Ski-Lehrersohn Max Franz (Cousin von Werner Franz) fast jedes Mitglied familiär vorbelastet. Mathias Mayers Vater Helmut gewann 1988 Olympia-Silber im Super-G. Cheftrainer-Sohn Frederic Berthold hat unfallfrei beim US-Weltcup debütiert. Übertroffen wurden sie in Beaver Creek vom Söldener Florian Scheiber , der schon vor seinem sensationellen 4. Rang in seine Homepage schrieb: „Ohne Unterstützung meiner Eltern wäre ich nie so weit gekommen.“ Gleiches sagt täglich Marcel Hirscher . Zumal es keineswegs alltäglich ist, wie sich Hermann Maier s einstiger Landescup-Rennrivale Ferdinand Hirscher rund um die Uhr für den Sohn engagiert.Für die tägliche Turnstunde treten sie alle ein.
wolfgang.winheim@kurier.at