Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Windstärke 10

Spionage-Treff in Wien 10, Schweden gegen Österreich in der Halle, Hand im Fußball erlaubt

Wolfgang Winheim
über den stürmischen Herbst

Entgegen aller pessimistischen Prognosen sind Nationalteam und Klubs noch im internationalen Rennen und – auf ungewöhnliche Premieren vorbereitet.

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Zwei Klubs, eine Spielstätte. Das gibt es in dieser Europacup-Saison sonst nirgendwo außer in Wien. Während Rapid schon allein deshalb ins Happel-Stadion ausweichen muss, weil das Hanappi-Stadion für die Europa-League-Gruppenphase von der UEFA kein Pickerl mehr bekommt, ist es bei der Austria deren erstmalige Qualifikation für die Champions League, die zur Übersiedlung von Favoriten in den Prater veranlasst. Der Vorverkauf gibt Austria-Geschäftsführer Markus Kraetschmer recht. Nicht weniger als 26.000 Dreier-Abos haben die Violetten für die Spiele gegen Porto (Mittwoch), Atletico Madrid sowie Petersburg abgesetzt und damit erstmals Rapid im Fan-Vergleich übertroffen. Obwohl: Auch die 10.650 bisher verkauften Rapid-Abos sind in Anbetracht der Gegner (Thun, Genk, Kiew) beachtlich.

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Erstmals wird parallel zum Bewerb der Großen auch eine Champions League für U-19-Teams ausgetragen, und dabei zählen die Austria-Junioren gleich zu den Premiere-Darstellern. Austria-Jugendchef Ralf Muhr brachte von der UEFA einen 130-seitigen Vorschriften-Katalog heim. Der violette Nachwuchs wird mit der „Ersten“ (auf UEFA-Kosten) im selben Flugzeug anreisen, gegen die Alterskollegen der selben Klubs spielen. Angepfiffen wird (z. B. am Mittwoch in der Favoritner Generali-Arena gegen Porto) jeweils um 11 Uhr, womit zwar kein Massenandrang aber der Besuch vieler Scouts garantiert ist. Zumal ausländische Spione ohnehin schon mehr als die Stars die 17-, 18-Jährigen interessieren, die bei Austria übrigens auch schon (Jung-)Profi-Verträge haben.

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Zum entscheidenden WM-Qualifikationsspiel um Gruppenplatz zwei zwischen Schweden und Österreich sollten auch politische Entscheidungsträger oder private Investoren Marcel Kollers Team begleiten. Damit sie sehen, dass die Medien nicht übertreiben, sondern Österreich hinsichtlich Infrastrukturen und Stadien im internationalen Vergleich tatsächlich viel ärmer dasteht als die Nationalelf. Gespielt wird am 11. Oktober in der neuen, von der Swedish-Bank finanzierten, 50.000 Besucher fassenden Mehrzweck-Arena. Wo Zlatan Ibrahimovic im Vorjahr bei der Eröffnungspartie gegen England vier Tore erzielte. Und wo die Schweden im Falle von Regen unter einem jederzeit schließbaren Dach drei Punkte ins Trockene bringen wollen.

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In Torshavn, wo David Alaba und Co vier Tage später zum letzten Gruppenspiel gegen die Färöer antreten, kann nur mit einer Regeländerung gegen Wetterkapriolen angekämpft werden. Dort bläst der Wind speziell im Herbst dermaßen arg, dass es einem Elferschützen vom Weltfußballverband allen Ernstes erlaubt ist, den Ball vor dem Schuss von einem Klubkollegen mit der Hand festhalten zu lassen. Nicht auszudenken, zu welchem Sturm der Entrüstung es käme, sollte Österreich auf den Färöer ...