Tagebuch: Wahre Katastrophen
Immer, wenn beim Oberösterreicher Max Gartner, der seit 1 Jahren Kanadas Skiverbandspräsident ist, um vier Uhr Früh das Telefon läutet, ahnt er, dass im fernen Europa Ungewöhnliches passiert ist. Das war vor einem Monat so, als Jan Hudec die Abfahrt von Chamonix gewann. Und erst vor neun Tagen, als die 19-jährige Kanadierin Erin Mielzynski sensationell im Slalom von Ofterschwang siegte.
In der Nacht auf Samstag aber erhielt Gartner, dessen Team ohnehin immer wieder von schweren Unfällen betroffen war, die niederschmetterndste Nachricht seiner Ski-Laufbahn.Nick Zoricic hatte sich beim Weltcup-Finale der Skicrosser in Grindelwald das Genick gebrochen. "Er war ein Modellathlet. Ein ruhiger, fescher, sympathischer Bursch", sagt Gartner. Der ehemalige Bundesliga-Fußballer (und Stams-Ski-Gymnasiast) Gartner hatte mit Zoricic schon gearbeitet, als der noch Jugendlicher und Gartner noch Trainer war. Zoricic bestritt auch vier Weltcupslaloms, ehe er zu den Ski-crossern wechselte, die sich in Kanada größerer Popularität als die Alpinen erfreuen. Dass die Skicrosser (im Gegensatz zu Freestylern und Snowboardern) dem Präsidenten-Bereich von Gartner zugeordnet wurden, half ihm bei der Sponsorensuche. Massenstart, Sprünge und der Kampf Mann gegen Mann sind spektakulär. Doch auch gefährlich. Im Alpin-Weltcup wurde der Aufschwung der neuen Sportart mit einer Mischung aus Geringschätzung, Fachkenntnis und Skepsis beobachtet. Hinter vorgehaltener Hand prophezeiten die Trainer, dass im Cross noch einmal Schreckliches passieren werde. In Kranjska Gora hielten sie bei ihrem Team-Captains-Meeting eine Trauerminute ab. ÖSV-Sportdirektor Hans Pum, ebenfalls Oberösterreicher, weiß aus eigener Erfahrung, wie seinem Landsmann Gartner zumute ist. Seit dem Pistentod von Gernot Reinstadler am Lauberhorn, den Pum 1991 als Cheftrainer miterleben musste, hat er sich abgewöhnt, ein sportlich enttäuschendes Wochenende wie das vergangene als Katastrophe zu bezeichnen.
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