Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Tröpferlbad

Wer Klasse werden will, muss ins Ausland

Wolfgang Winheim
über Sport und Politik

Trotz attraktivem Offensivfußball ist Österreichs einziger Zigmillionenklub im sechsten Anlauf zur Millionenliga zum sechsten Mal gescheitert. Champions League ade. Immerhin werden vom Fußball-Privatunternehmen des Dietrich Mateschitz keine Steuermillionen verpulvert.

Den glücklosen Istanbuler Auftritt von Red Bulls FC Multikulti zu dramatisieren, wäre genauso falsch wie das gelungene alljährliche Klagenfurter Beachvolleyball-Fest überzubewerten. So wie Salzburg nie internationale Kicker-Hochburg wird, kann auch Klagenfurt, selbst wenn das Medien vorgaukeln, nie mit fünf Tagen Beachparty Nabel der Sportwelt sein.Wie es hierzulande wirklich um die Spitzenathletik bestellt ist, zeigen Abschneiden und Teilnehmerzahl in den zwei Elementarsporten gnadenlos auf.

10-10-10-8-8-13-10-6-7-6-3-4-4 lautete seit Einführung der Leichtathletik-Weltmeisterschaften (1983) die Starterzahl. Bei der Samstag in Moskau beginnenden WM ist Österreich nur mit zwei Athleten vertreten.

Mehr noch als dem ÖLV steht dem Schwimmverband das Wasser bis zum Hals. Nach Rang 16 als beste Platzierung bei der WM in Barcelona und nach nur elf Monaten Amtszeit trat Präsident Christian Meidlinger zurück. Dauerkritiker Dinko Jukic (seine Olympia-Zeit von 2012 hätte heuer WM-Silber bedeutet) darf sich seine zur Passivität gezwungenen Hände reiben. Der gesperrte, zur Präpotenz neigende Profi hat dem nächsten Amateur-Funktionär sein Ehrenamt verleidet. Nur leider hat Jukic mit einigen seiner Vorwürfe recht.

Wer Klasse werden will, muss ins Ausland, weil die Trainingsmöglichkeiten im internationalen Vergleich nach wie vor Tröpferlbad-Niveau haben. Ähnlich trist verhält es sich speziell in Wien mit Infrastruktur und Förderungen für die Leichtathleten.

Ein Jahr nach den für Österreich medaillenlosen Londoner Olympischen Spielen steht fest: An der prolongierten Pleite sind die Athleten am wenigsten schuld. Denn im Gegensatz zu Red Bulls Fußball-Out hat der Niedergang des Elementarsports zu viel mit Politik zutun.