Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Kuba in den USA, Irak im Semifinale

Nach Saddam und Fidel. Was nur Fußball zulässt.

Wolfgang Winheim
über die neue Fußball-Welt

Es ist kein Spiel wie jedes andere: Die von Jürgen Klinsmann und Andreas Herzog trainierte Nationalelf der USA empfängt im Gold-Cup das Fußballteam eines Staatsfeindes. Kuba ist, zumal die Regierung in Havanna den Einsatz von (guten) Legionären aus Imagegründen nicht zulässt, krasser Außenseiter. Mehr noch: Für Kubas Teamführung wäre es schon ein Erfolg, würden alle Spieler nach Turnierende in ihre Heimat zurückkehren.

Gespielt wird in der Nacht auf Sonntag im Rio-Tinto-Stadion des Mormonenstaates Utah. Ehe die Klinsmann-Schützlinge nach ihrem 6:1 über Belize auch mit den Kubanern Schlitten fahren, bemüht sich Herzog noch um VIP-Karten für österreichische Ski-Trainer. Im Gegenzug luden der Tiroler Patrick Riml (er ist Sportchef des US-Alpinteams) und der Burgenländer Toni Beretzki ( Konditrainer der US-Abfahrer) zum Besuch ihres Höhencamps in Park City ein.

Der neue deutsch-österreichische Kontakt führt dazu, dass die US-Kicker im Vorfeld der WM 2014 womöglich dort trainieren werden, wo das US-Ski-Team seit Wochen schon für Olympia 2014 um die Wette schwitzt. Mit Ted Ligety, aber nach wie vor ohne Bode Miller.

Beretzki schwärmt von den Sportmöglichkeiten in 2000 Metern Höhe. „Wie in der Südstadt“, sagt der ehemalige Admira-Kondi-Trainer. „Sogar der Wind pfeift hier genauso.“

Es war kein Spiel wie jedes andere: Uruguay benötigte bei der Unter-20-WM im Semifinale 120 Minuten und ein 7:6 im Elferschießen gegen den ... Irak.

Wie ist es möglich, dass Spieler aus einem chaotischen Land trotz Ramadan nur Millimeter vom Finale trennten, während Europäer trotz ihrer Akademien nicht annähernd so weit kamen?

Sind die Iraker so talentiert und Allah-begnadet fit? Sind manche U-20-Spieler vielleicht älter, als in ihren Pässen steht? Oder dürfen sie den Ramadan nachholen, wie Alfred Riedl glaubt, der in sieben moslemischen Staaten Trainer und Teamchef war?

Als Riedl 2004 in Katar mit Palästina gegen den Irak ein 1:1 erreichte, erzählte Iraks Kapitän, dass Teamspieler zu Saddams Zeiten nach Niederlagen eingesperrt und geschlagen worden waren. Zumindest um ihr Leben müssen die jungen Nachfolger beim Fußball nicht mehr rennen.