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Tagebuch: Im Landeanflug

Zur gleichen Zeit, zu der der Schweizer Marcel Koller am Dienstag seine Premiere als österreichischer Teamchef erlebt, wird sich in Lissabon entscheiden, ob Europas attraktivster Stürmer bei der Europameisterschaft mitspielen darf. Oder ob auch Cristiano Ronaldo im Juni 2012 vor dem TV-Apparat hockt. Im ersten Relegationsspiel gegen Bosnien reichte es für Portugal nur zu einem 0:0, nachdem sogar Ronaldo den Ball in den Nachthimmel von Zenica gejagt und daraufhin die Grasbüschel beschimpft hatte. Nie zuvor, fluchte der Schöne aus Madeira, habe er auf so einem Acker gekickt. Die ÖFB-Teamspieler werden sich im neuen Stadion von Lwiw alias Lemberg nicht auf den Rasen ausreden – abgesehen davon, dass das Grün eine niederösterreichischen Firma ausgelegt hat. In anderen Bereichen sind die Veranstalter arg in Verzug, weshalb Leute, die das Gras wachsen hören, behaupten, dass kein einziges EM-Team bei der EM in der Ukraine, sondern in Polen Quartier beziehen werde. Weil in Lwiw noch an der Verlängerung der Landesbahn gebastelt wird, düst die österreichische Abordnung am Montag in zwei Kleinflugzeugen Richtung Ukraine. Im ersten sitzen Spieler und VIPs, im zweiten die Medienvertreter. Wer die Trennung als Strafmaßnahme gegen Reporter interpretiert, liegt falsch. Der ÖFB hat auch keinen Grund, auf die Medien böse zu sein. Deren Kritiken fallen seit Kollers Amtsantritt und dem professionellen Trainingsablauf so wohlwollend aus, dass sie Alt-Internationale schon als Hofberichterstattung empfinden und Hans Krankl die Schwärmereien der Spieler Schleimerei nennt. Der (Ausnahme-)Spieler Krankl hatte einst auf Diplomatie gepfiffen und stets gesagt, was er dachte. Heute bedienen sich vorsichtige Sportler gern einer glatten Konzernsprache. Und so wird wie in jedem anderen Beruf auch eben stets der neue Chef gelobt. Wichtig ist nicht, wie schön Kicker jetzt über Marcel Koller reden. Entscheidend wird sein, dass sie auch in einem Jahr eine ähnliche positive Meinung über den Teamchef haben, wie sie vorerst nur Christian Fuchs glaubwürdig vertreten kann. Denn der hat als Einziger schon einmal länger (in Bochum) unter dem Schweizer gedient.