Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Ausgepolstert

Polster hätte ein bisserl mehr Geduld verdient

Wolfgang Winheim
über eine voreilige Trennung

Beim Wiener Derby am 17. Februar im Hanappi-Stadion führten noch Peter Schöttel (jetzt Spaziergänger) und Peter Stöger (jetzt Köln-Coach) bei Rapid und Austria Regie. Inzwischen hat die halbe Liga ihre Trainer gewechselt. Zumindest hinsichtlich Personal-Rochaden kann sie sich mit den Großen Europas messen. Seit gestern liegt auch die Admira im internationalen Trend.

Der kriselnde Klub hat sich von Toni Polster getrennt. Zu einem Zeitpunkt, zu dem in Online-Portalen wohlwollende Kommentare zum Amtsantritt noch nicht gelöscht waren.

Acht Jahre, nachdem Polster als Austria-Manager von Frank Stronach gefeuert wurde, ist auch Tonis zweiter Anlauf – diesmal als Trainer – in der höchsten Spielklasse gescheitert.

Nach dem 1:7 in Grödig war ’s für den Entertainer Schluss mit lustig. Obwohl den Admira-Verantwortlichen die Frage nicht erspart bleibt, ob sie sich denn vorher über Polsters Trainerphilosophie genau erkundigt haben, wenn sie ihn jetzt nach nur drei Liga-Spielen schon entlassen.

Nichts ist natürlich einfacher für Medien, als über eine graue Liga-Maus zu lästern, zumal man in Anbetracht von Admiras überschaubarem Fanpotenzial ohnehin kaum Leser verlieren kann.

Und mit Nichts lässt sich die Schadenfreude diverser Fußball-Reporter wohl leichter befriedigen als mit Polsters Hinauswurf, zumal er Honorar-Kritiker bei einem Boulevardblatt ist. Dass Polster darin u.a. ungeniert ein Liga-Spiel analysierte, das nur zwei Stunden vor dem 1:7 stattfand, zeugt von einer Oberflächlichkeit, obwohl jeder Insider weiß, dass „Kollege“ Polster selbst keine Zeile schreibt.

Trotzdem: Ohne Admira-Internas zu kennen, meine ich, dass Polster alleine schon wegen seines Kultstatus ein bisserl mehr Geduld verdient hätte. Auch wenn ihm Letztere sicher einmal anderswo in anderer Funktion zuteil werden wird.

Die finanzmarode Admira indes muss trotz guter Jugendarbeit aufpassen, dass sie nicht dort landet, wo Polster als Unterhaus-Trainer seinen Ex-Klub Viktoria mit zweimaligem Aufstieg hinbrachte: in der Regionalliga.