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Fünfzig:Fünfzig

Ginge es nach Kollers Manager Dino Lamberti, wird in der Schweiz vermutet, wäre die Entscheidung längst zugunsten des Schweizer Fußball-Verbandes gefallen.

Wolfgang Winheim
über Marcel Koller

Bleibt er, oder geht er? Auch in der Schweiz wird nach wie vor gerätselt, ob sich Marcel Koller für das österreichische Nationalteam (Weltranglistenplatz 53) oder eine Rückkehr in die Schweiz (zum Weltranglisten-Siebenten) entscheidet.

Ginge es nach Kollers Manager Dino Lamberti, wird in der Schweiz vermutet, wäre die Entscheidung längst zugunsten des Schweizer Fußball-Verbandes gefallen.

Koller selbst, heißt es im Umfeld der Zürcher Verbandszentrale, habe indes zu den Ösis emotionale Verbindungen aufgebaut. Nicht zuletzt, weil ihn Teamkapitän Christian Fuchs und Kollegen via TV-Interviews gar so innig ersuchten, weiter ihr Teamchef zu bleiben. Marcel Koller muss somit zwischen Herz und Hirn (erfolgreichere Mannschaft, bessere Gage) wählen.

Wie auch immer – die Ausgangslage lautet 50:50. So wie auch bei der Sportlerwahl des Jahres, die zum finalen Duell zwischen Ski-Weltcupsieger Marcel Hirscher und Fußball-Champions-League-Gewinner David Alaba wird.

Die Chancen, dass Alaba morgen, Donnerstag, ebenso wie Titelverteidiger Hirscher bei der Ehrung in Wien anwesend sein darf, stehen allerdings nur 30:70. Obwohl die Sportler-Ehrung erstmals 90 Minuten lang im ORF-Hauptabendprogramm übertragen wird, erstmals über 500 Medienvertreter abgestimmt haben und erstmals in diesem Jahrtausend ein Fußballer im Wintersportland Österreich der Wahlsieger sein könnte. Bayern-Trainer Josep Guardiola tangiert das herzlich wenig.

Trotz gutem Zureden der österreichfreundlichen Ober-Ober-Bayern Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß plus der Garantie von Sporthilfe und Veranstalter Sports Media Austria, dass Alaba dank einer Luftbrücke schon um Mitternacht wieder im Bett in München liegen würde, ließ sich Guardiola vorerst nicht umstimmen. Der Katalane will Alaba zwei Tage vor dem Bundesliga-Match in Hoffenheim nicht mehr außer Landes wissen.

Gänzlich ungewöhnlich ist die unerbittliche Strenge im Profi-Fußball jedoch auch wieder nicht. So war Jakob Jantscher im Vorjahr fünf Tage vor dem Deutschland-Spiel untersagt worden, den Torschützen-Pokal im Wiener Rathaus von der Spielergewerkschaft entgegenzunehmen, obwohl er mit dem Nationalteam nur fünf Gehminuten vom Rathaus entfernt logierte.

Der kompromisslose Mann, der damals das Verbot aussprach, war ... Marcel Koller.