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Ferngesteuert

Sportminister Norbert Darabos hat nicht vergessen, wie ihn Ski-Präsident Peter Schröcksnadel einst anschrie: "Geh in die Knie, Burgenlandler!"

Der respektlose Rat des überzeugten ÖVPlers und Senioren-Ski-Weltmeisters aus Tirol galt dem Ski-Stil des roten Ministers beim gemeinsamen Brettl-Ausflug und nicht der Sportpolitik, obwohl Darabos in London sehr wohl Talent zum Slalomfahren zeigte. Zuerst ein emotionaler Rundumschlag gegen vermeintliche Olympia-Touristen, später ein schaumgebremstes Relativieren.

Am Sonntag bezieht Darabos beim nacholympischen Krisengipfel am Wiener Küniglberg Position. Weiters diskutieren im ORF-Sport am Sonntag:

Peter Mennel, Olympia-Generalsekretär und ehemaliger Hubschrauber-Weltmeister.

Volleyball-Präsident Peter Kleinmann, der, frustriert über sportabstinente Unterrichtsministerinnen, auch ohne Hubschrauber oft in die Luft geht.

Schwimm-Rebell Dinko Jukic.

Sowie Beate Schrott, die als österreichische Leichtathletin konträr zum Trend erstaunlich gut olympische Hürden meisterte.

In einem Punkt werden, nein, müssen, die Genannten einer Meinung sein:

Dass viele Jugendliche in einem körperlich desolaten Zustand,

dass die Langzeitfolgen für das Gesundheitssystem des Staates bedrohlich

und dass die Forderungen nach einer täglichen Bewegungseinheit für Schüler dramatisch berechtigt sind.

Zur gleichen Sendezeit (18.15) wird am Sonntag auch unter den Sky-Studiogästen Marcel Koller, Josef Hickersberger und Andreas Herzog bei "Talk &Tore" ein Thema null Widerspruch auslösen. Eines, das freilich alles andere als staatstragende Bedeutung hat: der Eklat um Paul Scharner.

Schon vor dem 2:0 gegen die Türkei, als Hickersberger von Scharners Forderung nach einer Stammplatz-Garantie und Kollers kategorischem Nein erfuhr, sagte der Ex-Teamchef über seinen Nach-Nach-Nachfolger: "Ich zieh’ meinen Hut."

Hickersberger erinnert sich, wie Scharner ihn wissen ließ, dass er nicht länger mit lauter Blinden im Team spielen wolle, weil er sonst selbst das Kicken verlerne.

Der Ex-Teamchef: "Hinter jeder Handlung vom Paul steckt sein Mental-Guru."

Als sich Scharner vor der Heim-EM 2008 Comeback-willig zeigte, wurde Hickersberger wegen seiner Sturheit medial gegeißelt, weil er den England-Legionär überging.

Inzwischen hat Scharner, ferngesteuert von seinem Mentalcoach Valentin Hobel, mehr Geld verdient als 99 Prozent aller österreichischen Sportler. Er trainiert mehr als 90 Prozent aller Fußballer. Er hat aus limitierter Ballkunst 120 Prozent herausgeholt.

Der Querkopf ist kein Dummkopf. Nur verschrieb sich Scharner einem Teamsport und somit dem falschen Metier. In einem Einzelsport wäre der Modellathlet vielleicht Rekordler geworden. Im Fußball ist nur sein Selbstbewusstsein rekordverdächtig.

wolfgang.winheim@kurier.at