Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Endlich bewegt der Sport

Hat die Sportwelt rot-weiß-rote Triumphe verschlafen? Diese boshafte Frage drängt sich angesichts einer Headline auf, die die ASKÖ via Austria Presseagentur soeben veröffentlichte:

70 Olympioniken stehen drei Millionen Österreichern gegenüber, die Spaß am Sport haben.

Als Olympioniken gelten getreu der Übersetzung aus dem Altgriechischen freilich nur Olympiasieger.

Frei von Wortklauberei bleibt zu hoffen, dass Teil zwei der Behauptung stimmt, dass es konträr zu den 70 rot-weiß-roten Gold-Phantomen wirklich drei Millionen Österreicher sind, die Spaß am Sport haben. Und dass mit Sportaktivisten nicht auch solche gemeint sind, die Schwimmen mit Sonnenbaden verwechseln.

Ein ASKÖ-Häuptling wird indes baden gehen. Diesem Mann, der 18 Jahre lang Salzburger ASKÖ-Präsident war, wirft der Landesrechnungshof vor, den Arbeiter-Sportbund mit einem Selbstbedienungsladen verwechselt, fünfstellige Euro-Honorare kassiert und sogar Verkehrsstrafen verrechnet zu haben.

Schwarze Schafe gibt es natürlich nicht nur bei den Roten. Die große Mehrheit kleiner Funktionäre aber besteht aus hochanständigen Idealisten. Die dürfen nicht für die London-Pleite verantwortlich gemacht werden, wie die Wiener ASKÖ-Präsidentin Beate Schasching mit ungewöhnlicher Schärfe, aber zu Recht verlauten lässt.

Wie die Rote Schasching plädieren auch Grüne, Orange sowie der schwarze Fußballbund-Präsident Leo Windtner für die tägliche Bewegungseinheit an Schulen. So gesehen hat die schlechte Olympia-Bilanz doch ihr Gutes: Endlich machen sich Entscheidungsträger, gleichgültig, ob seriös oder Trittbrettfahrer, Sorgen um passive Jugendliche. Endlich bewegt der Sport nicht nur Sportjournalisten.

Das 2:2 der Fußball-U-21-Auswahl in Norwegen wurde am Dienstagabend sogar in den Ö3-Weltnachrichten gemeldet.

Coach Werner Gregoritsch schwärmt nicht nur vom Doppeltorschützen und England-Legionär Andreas Weimann . Die ganze Mannschaft habe die athletischen Skandinavier im Finish in Atemnot gebracht. Das klingt vielversprechend, auch wenn die Jungkicker noch lange keine Olympiateilnehmer, geschweige denn Olympioniken sind.