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Der große Unterschied zwischen 7 und 7

Sie alle bringen ihr einst in der ÖSV-Alpinausbildung erworbenes Know-how beim Lieblingsfeind ein

Wolfgang Winheim
über Österreicher im Schweizer Skisport

Der Schweizer Teamchef gratulierte dem Austrianer Daniel Royer im Sommer per SMS nach dessen erstem Tor für Violett.

Der Schweizer Teamchef wird Gleiches am Dienstag tun, sollte Royer in der Champions League treffen.

Der Schweizer Teamchef wird allerdings nicht im Happel-Stadion unter den 43.000 sitzen, wenn die Austria vor ihrer bisher größten Besucher-Kulisse in diesem Jahrtausend gegen Atlético Madrid spielt.

Der Schweizer Teamchef hat übermorgen Wichtigeres zu tun. Er fährt am Gletscher Ski. Und wertet danach Trainingsergebnisse aus. Somit kann ausnahmsweise nicht Marcel Koller gemeint sein. Auch ist’s Zeit, dass die mediale Koller-Mania und das Rätselraten, ob der Schweizer beim ÖFB bleibt oder geht, einmal Pause macht.

Die Rede ist vom Schweizer Teamchef der Skifahrer – von Rudi Huber. Er ist mit Royer verwandt und sagte schon früher, als er noch der Atomic-Rennchef von Marlies Schild, Benjamin Raich und Marcel Hirscher war und als Royer noch für die SV Ried stürmte: „Mei Neffe. Also das is a braver Bua. Aus dem wird was.“

Im Frühjahr war Rudi Huber zum obersten Sportverantwortlichen des krisengeschüttelten Swiss-Ski-Teams bestellt worden. Damit hatten selbst Insider nicht gerechnet. Denn:

Rudi Huber ist Österreicher.

So wie der Arlberger Walter Hlebayna, den der Salzburger Huber zum alpinen Schweizer Herren-Ski-Chef machte.

So wie der Steirer Walter Hubmann, der als neuer Abfahrtstrainer die Olympiasieger Didier Défago und Carlo Janka zurück in die Erfolgsspur bringen soll.

So wie der Salzburger Hans Flatscher, der schon seit dem letzten Winter Chef der Schweizer Ski-Damen ist.

So wie der Steirer Sepp Brunner, der als Individualtrainer von Beat Feuz den rekonvaleszenten Schweizer Ausnahmefahrer auf ein Comeback vorbereitet.

So wie der Tiroler Helmut Krug, der sich im Europacup um den Schweizer Nachwuchs kümmert.

Sie alle bringen ihr einst in der ÖSV-Alpinausbildung erworbenes Know-how beim Lieblingsfeind ein. Und ihnen allen ist zu gönnen, dass über sie bald auch eifersüchtige Trainer-Kollegen jenseits des Röstigrabens – und somit auf Französisch – ähnlich anerkennend reden wie das gegenwärtig österreichische Fußball-Prominenz à la Hickersberger, Prohaska, Hütter, Pfeifenberger über Koller tut. Dass nicht nach Herkunft, sondern nach Leistung beurteilt wird.

Das Amt, das Feuerwehrmann Huber antrat, ist schwierig und dankbar zugleich. Nämlich vergleichbar mit jenem eines Fußballtrainers, der einen abstiegsgefährdeten Traditionsklub übernimmt.

In der Nationen-Wertung rutschten die Schweizer Ski-Herren auf Rang 7 ab. Das ist ein absoluter Tiefpunkt.

Auf Platz 7 in der Weltrangliste scheint auch die Schweizer Fußball-Nationalelf auf. Das hingegen ist eine Sensation.

Eine, die nicht zuletzt Teamchef Ottmar Hitzfeld zu geschrieben wird, der nach der WM abtreten wird und der sich Koller gut als seinen Nachfolger vorstellen könnte. Laut dem Schweizer Blick kam’s schon gestern in Zürich zum Geheimtreff mit Koller. Oder ist das Schnee von übermorgen?