Angstgeruch
Von Wolfgang Winheim
Nirgendwo sonst erhält der 30. noch 500 Euro für die Mutprobe.
über die Streif-Show
Nirgendwo sonst ist es im Starthaus, das sogar über eine (stark frequentierte) Last-Minute-Toilette verfügt, so still. Nirgendwo sonst wird der Sieger mit so vielen Euro (70.000) belohnt. Nirgendwo sonst erhält der 30. noch 500 Euro für die Mutprobe.
Die Rede kann somit nur von Kitzbühel sein ...
wo heute das kollektive Knieschlottern mit dem ersten Abfahrtstraining beginnt;
wo neben dem Heer (Pistenpräparierer) auch der ORF in Regimentsstärke auftritt;
und wo es alle Winter wieder heißt, dass die Streif so prächtig beinand’ sei wie noch nie.
Ob im Gegensatz zum Vorjahr, als der Super-G abgesagt und die Abfahrt verkürzt werden musste, das Traditionsprogramm durchgezogen wird, hängt wie immer von Petrus ab.
Doch gleichgültig, ob mit Mausefalle oder ohne – dass die Schweizer Siegesserie prolongiert wird, kann jetzt schon nahezu ausgeschlossen werden.
Didier Cuche, der die letzten drei Streif-Shows dominierte, ist zwar in Kitz. Allerdings nur noch als „Überlebenshelfer“. Er rutscht mit jungen Schweizern den Hahnenkamm ab, um ihnen zu zeigen, wo die Tücken lauern.
Noch nie vermochte ein Schweizer Abfahrer in diesem Winter unter die Top Ten zu rasen, nachdem in der letzten Saison der nunmehrige Rennrentner Cuche und der nunmehrige Dauerpatient Beat Feuz 20 der 23 Podestplätze herausgefahren hatten. Heuer durfte nur Carlo Janka vom Podium herunterwinken. Und das in der Super-Kombi. Bei einem Bewerb, den die Mehrheit der Läufer ablehnt. Und den sich die Kitzbüheler nicht ins Programm drucken ließen.
Daher wird heuer erneut – und angeblich wirklich zum letzten Mal – der Hahnenkammsieger entgegen dem Willen der FIS nach altem Brauch ermittelt, indem die Ergebnisse von Samstag-Abfahrt und Sonntag-Slalom zusammengezählt werden. So wie das schon zu Karl Schranz’ Zeiten üblich war, als der Allrounder den höchsten Stellenwert besaß. Und als es noch kein Last-Minute-WC am Start gab. Obwohl auch damals schon alle die Hosen voll hatten.