Twittern statt wettern

2. Klasse einer Tourismusfachschule. Medienkunde. Der Lehrer hat sich vorgenommen, mit der Betrachtung von „Leserbriefseiten“ in das Thema einzusteigen.- Patrick, wie heißt die Seite in einer Zeitung, auf der man als Leser zum Beispiel so richtig über die Öffis wettern kann?(lange Pause)- Meinen Sie twittern?(kurze Pause)- Nein, ich meine wettern.- Oida, wettern gibt’s nicht. Sie meinen twittern!Gut, der Ansatz des Lehrers war lebensfremd. Wettern würde für unsere Patricks bestenfalls Christa Kummer. Andererseits haben Kinder wie Patrick Wetternachrichten schon deswegen noch nie gesehen, weil sie abends damit beschäftigt sind, die Displays ihrer Smart-Trotteln langzuziehen. Denn online ist heute das Leben. Heute ist es ja so: Du siehst durch dein Fenster, dass es draußen regnet, aber dann zeigt dir eine Wetter-App auf deinem Handy die Sonne und schon lässt du den Regenschirm zu Hause, weil dann kann das mit dem Regen draußen nur ein Irrtum sein.Das richtige Leben findet für Menschen kleiner gleich 40 quasi nur noch online statt, frag einmal Armin Wolf, der twittert inzwischen angeblich mehr als er spricht, dafür schaut er von Woche zu Woche jünger aus. Gegenteil jetzt natürlich die Schule. Da redest du dir die Kehle trocken, aber bei den Kindern schaust du trotzdem alt aus, weil ohne login und account da rein, da raus, wie es so schön heißt. Um mitzuhalten, geben immer mehr Lehrerinnen Aufgaben, die man im Netz erledigen kann. Leider ist das insofern auch nicht das Gelbe vom Ei, als nicht jede Lehrerin computermäßig total auf der Höh ist.- Kollegin, kannst du mir die Cyber-Homeworks kontrollieren?- Aha? Wieso?- Ich wollte die Seite öffnen, aber dann ist das da gestanden.Zeigt der Kollegin die Notiz, die sie abgeschrieben hat: „ Falls du Probleme mit dem Öffnen der Übungen hast, kann dies am Flash-Plugin des Browsers liegen .“- Und?- Na, ich hab ja nicht Browser, ich hab Windows.Dafür weiß die Kollegin, was wettern heißt, wetten?