Schule und der Rest des Lebens

Weil hier zuletzt das Wort Ethikunterricht gefallen ist. Wenn du mich fragst: einführen! Ohne Wenn und Aber. Aber eben auch nicht auf Kosten eines alle Religionen anständig thematisierenden Religionen-Unterrichts. Von rund 30 Stunden, die unsere Schülerinnen pro Woche Unterricht haben, schlanke zwei für Philosophisch-Religiöses bzw. Ethik aufzuwenden, kann nämlich wahrlich nicht falsch sein in seelisch rauen Zeiten wie diesen.Unlängst wies mich „Mr. Volleyball“ Peter Kleinmann, der sich seit Österreichs Olympia-Debakel namens 14.000 Sportvereine für die tägliche Turnstunde einsetzt, auf eine Studie der Universität Malmö hin. Dort hat man in einer neunjährigen Untersuchung an 220 Schülerinnen zweier Vergleichsschulen nachgewiesen, dass der Verzicht von je einer Stunde Mathe bzw. Sprachen zugunsten zweier zusätzlicher Stunden Sport die Leistungen in Mathe und Sprachen (Schwedisch, Englisch) sogar deutlich verbessert. Zwar sollst du bekanntlich keiner Studie glauben, die du nicht selber manipuliert hast, aber dieser glaube ich, weil schau dir einmal eine Lehrerinnen-Konferenz an: Nach 20 Minuten beginnt das nervöse Sesselrutschen, nach 30 Minuten verschicken die Kolleginnen die ersten Sms, nach 45 Minuten sieht sich die Direktorin genötigt einzuschreiten: „Und alle schauen mich jetzt an!“ Du kannst als Mensch eben nicht dauernd nur still halten und funktionieren, du bist ja keine Festplatte. Regelmäßig „Ethik“ u n d „Religionen“ hätte einen ähnlichen Effekt wie tägliches Turnen: Du beginnst Muskeln zu spüren, von denen du gar nicht gewusst hast, dass du sie hast. Im Fall Ethik wären das Gewissens- und Seelenmuskeln.Gebt den 13- und 14-Jährigen eine Chance, die wir früher auch hatten, nämlich mit einer Lehrerin, die sich nicht um Noten scheren muss, entspannt über der Frage zu chillen, woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir gehen. Noch dazu, wenn, siehe Malmö, Bruchterme und Vorwortergänzungen dann plötzlich eh auch zu flutschen beginnen, als wären sie das kleine Einmaleins.