Juhu, Elternsprechtag is!
Sie wüsste sehr gern, was wir Lehrerinnen von Elternsprechtagen hielten, schrieb mir zu meiner Glosse heidi.c1@..., gezeichnet Heidemarie. Sie selber verweigere Elternsprechtage seit Jahren: "Allein schon, dass man als Erwachsener auf einem Micky-Maus-Sessel sitzen muss, um sich dann beflegeln zu lassen, nein danke!"
Auch für unsereiner gehört so ein Elternsprechtag nicht zu den schönsten Tagen im Leben, und glauben Sie mir, Frau Heidemarie, es kommt nur in Ausnahmefällen zur Ausschüttung von Glückshormonen, wenn wir Eltern im Stakkato erklären sollen, wie ihre Kinder "stehen"(sic!).
– I wü net wissen, wia’s da Jennifer geht, i wü wissen, wias steht.
– Sie wissen aber schon, dass mich Jennifer heuer in Deutsch gar nicht mehr hat, sondern nur in Geschichte.
– Geschichte is ma wuascht. Geschichte samma boid söwa (hahaha).
– Lustig (hahaha)! Die Deutsch-Kollegin sitzt aber leider einen Stock tiefer.
– Wos? Und fia des woart i jetz a gonze Stund vur dera deppatn Tia?
Um es auf den Punkt zu bringen: Die Beziehung zwischen Eltern und Lehrerinnen des Landes ist ausbaufähig. Aber mit Elternsprechtagen, an denen a) eh nur die Lehrerinnen sprechen und das b) zu Eltern, die schon grundangefressen kommen, weil sie um diese Zeit entweder fernsehen wollen oder fremde Büros putzen müssten (die einen), bzw. sich beim Nachhausefahren fragen, was sie jetzt eigentlich Neues gehört haben (die anderen), wird sich das nicht groß ändern. Vielleicht kann man ja den Punkt "Respektvoller Umgang mit wertvoller Lebenszeit" in die aktuellen Lehrerinnendienstrechtverhandlungen aufnehmen. Wobei jetzt der Fairness halber: Ich spreche natürlich nur für die niki.glattauer@kurier.at
ca. 77 mir bekannten unter meinen 123.000 Kolleginnen. Vielleicht gibt es ja welche, die vier Mal im Jahr aufwachen und sagen: "Juhu, Elternsprechtag is!"