Ärger mit Öffi
Von Niki Glattauer
Großer Ärger mit den Wiener Linien! Exponentiell steigend der Ärger!
über öffentliche Verkehrsmittel
Nein, liebe Dame aus dem Wiener Rathaus, ich werde Ihnen den Namen des Lehrers nicht nennen, dem in Zusammenhang mit wütenden Leserbriefschreiberinnen ansatzlos die Öffis eingefallen sind. Auch nicht, wenn Sie meinen, „die Argumente sachlich entkräften“ zu können.
Mit den Öffiexperten verhält es sich ja wie mit den Bildungsexperten, nur anders rum. Während bei der Schule jene am lautesten pfui schreien, die sich am wenigsten auskennen, schreien bei den Öffis die, die sie selber nie benutzen, am lautesten hui (vom Bürgermeister abwärts). Ich benutze aus Gründen des Selbsterhaltungstriebs – das ist eine eigene Geschichte – seit nunmehr 30 Jahren die Wiener Linien. Und glauben Sie mir: großer Ärger mit den Wiener Linien! Exponentiell steigend der Ärger!
Gut, meinereiner fährt nicht gepflegt um sagen wir 11.30 vom Zentralfriedhof Tor 1 zu Zentralfriedhof Tor 2, sondern, weil Schule auf, Schule zu, Kindergarten auf, Kindergarten zu und dazwischen noch Trafik, einkaufen, etc., immer genau dann, wann alle anderen Mütter und Lehrerinnen auch fahren. Eh schon der Horror, und dann, wie das Amen im Gebet, die Durchsage: „Verkehrsbedingt kommt es …“. Varianten: „Infolge eines Falschparkers kommt es …“ oder „Auf Grund von Bauarbeiten kommt es …“ Statt dass also das Öffi käme, kommt es … und zwar zu „unterschiedlichen Fahrtintervallen und längeren Wartezeiten“. Da aber länger der Komparativ von lang ist, verharrst du als Wiener Öffifahrer schon einmal gefühlte 60 Minuten pro Tag nur im Stillstand. So lange braucht der gut sortierte österreichische Autofahrer ins Ausland. Was das jetzt mit der Schule zu tun hat? Das z. B.:
– Herr Lehrer, ich weiß eh, dass ich schon wieder zu spät bin. Aber ehrlich , der 9er …
Das glaubst du zähneknirschend, weil du ja auch selber nur dann pünktlich bist, wenn du für 25 Minuten Fahrtzeit 30 Minuten zeitliche Knautschzone dazu gibst. Und schon bist du wieder angefressen, noch bevor die halbe Klasse deine Hausübung schon wieder nicht hat.