Meinung/Kolumnen/Realitäten

Herbstblätter

Äste, die meterweit in das Grundstück ragen und gefährlich werden können, muss niemand tolerieren.

Mag. Ulla Grünbacher
über Herbstblätter

Der Herbst ist die Zeit, wenn die eine oder andere nachbarschaftliche Beziehung auf eine harte Probe gestellt wird. Wenn bunte Blättern in Nachbars Garten fallen und der Wind die Tannenzapfen über den Zaun weht, kann es zu Konflikten kommen. Einer Frau aus München war die Linde des Nachbarn, deren Blätter im Herbst auch abseits der Grundstücksgrenze zu Boden fallen, zu viel. Sie ist vor Gericht gegangen und verlangt von ihrem Nachbarn 500 Euro für das Entsorgen der welken Blätter, die ihren gepflegten Rasen bedecken und die Regenrinne verstopfen. Doch sie ist mit ihrer Klage abgeblitzt. Die Klägerin genieße das Wohnen im Grünen, daher müsse sie die damit verbundene „Verschmutzung“ ihres Grundstückes durch „pflanzliche Bestandteile“ tolerieren. In Österreich wäre die Sache ähnlich ausgegangen. Gegen Immissionen, die vom Nachbargrundstück ausgehen – seien es Rauch, Lärm oder bunte Blätter – kann man nur vorgehen, wenn sie das ortsübliche Maß überschreiten. Äste, die meterweit in das Grundstück ragen und gefährlich werden können, muss hingegen niemand tolerieren.

ulla.gruenbacher@kurier.at