Meinung/Kolumnen/Realitäten

2015

2014 hat eine überfällige Mini-Reform im Mietrecht gebracht. Doch wann kommt die große Reform des undurchsichtigen Mietrechts? Mieter- und Vermietervertreter haben sich klar positioniert.

Mag. Ulla Grünbacher
über die Mietrechtsreform

Autos, Rasenmäher, Bohrmaschinen – laute Geräusche umgeben uns jeden Tag. Lärm wird als Störfaktor empfunden und der Stress, der dabei entsteht, kann krankmachen. Der Blutdruck steigt, es kommt zu Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen. So viel ist bekannt. Neu ist, dass Lärm auch dick machen kann. Wer in der Nähe eines Flughafens wohnt und ständig dem Fluglärm ausgesetzt ist, läuft einer neuen Studie zufolge Gefahr, Gewicht zuzulegen. Mit dem Anstieg des Lärmpegels um fünf Dezibel steigt der Taillenumfang um rund 1,5 Zentimeter, das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Wissenschaftlern des schwedischen Karolinska-Instituts. Die Wissenschaftler führen das Ergebnis auf die verstärkte Ausschüttung von Stresshormonen zurück. Aber nicht nur Lärm von lauten Maschinen verursacht Stress. Auch die ständige Geräuschkulisse, das Klappern von Tasten, das Gespräch und die Telefonate der Kollegen im Großraumbüro wirken sich auf Dauer auf das vegetative Nervensystem aus. Je mehr Platz den Mitarbeitern im Büro eingeräumt wird, desto weniger Auswirkungen hat der Lärm.

2014 hat eine überfällige Mini-Reform im Mietrecht gebracht. Die Neuregelung tritt mit 1. Jänner 2015 in Kraft. Dann müssen Vermieter für die Erhaltung und Erneuerung von Heizthermen und Boilern aufkommen. Das gilt auch für bereits bestehende Mietverträge. Doch wann kommt die große Reform des undurchsichtigen Mietrechts? Mieter- und Vermietervertreter haben sich klar positioniert. Die Wohnungswirtschaft fordert ein Mietrecht, das nicht wie bisher die Schutzwürdigkeit eines Mietverhältnisses vom Baujahr des Gebäudes abhängig macht. Die von der SPÖ vorgeschlagene Basismiete von 5,50 Euro pro Quadratmeter und Monat kritisieren sie ebenso wie das „Verbot“ von befristeten Mietverträgen. Die Immobilienwirtschaft macht klar, dass nur in Gebäude investiert wird, wenn sich der Vermieter das auch leisten kann. Sie fordern im Hinblick auf einen fairen Interessensausgleich, dass die gescheiterten Verhandlungen unter Einbeziehung von Experten wieder aufgenommen werden. Bleibt zu hoffen, dass Licht in den Paragrafendschungel kommt und der angekurbelte Neubau den Markt entlastet.

ulla.gruenbacher@kurier.at