Bedienung, bitte!
SIE
Und plötzlich landete ich auf www.ehescheidung24.de. Reiner Zufall wohl – Freundin S. wäre da allerdings anderer Meinung. Sie ist eine, die sich zu allen Problemen Lösungen von "oben" channeln lässt und so Verantwortung ans Universum delegiert. Sie sagt auch: "Du, das schwingt gut." Oder: "Zufälle gibt’s nicht."
Disput
Daran musste ich denken, als ich bei www.ehescheidung.24 am Thema "Aufteilung des Hausrats, wer bekommt Staubsauger & Co.?" hängenblieb. Kein Zufall, ein Wink von oben? Nun, tags zuvor gab es heftigen Disput. Der Liebste hatte gesaugt und war entzürnt, dass er die Staubsaugersäcke nicht finden konnte: Wieso verräumst du immer alles?Es ist aber leider so: Unser Sauger braucht gar keinen Sack. Der saugt den Schmutz in einen Behälter, den es auszuleeren gilt. Alle haben das überrissen, nur er nicht. Der durchschaut so was grundsätzlich nicht, er durchschaut nichts, was nach der Erfindung des Rades auf den Markt gekommen ist.
Nachdenken
Ginge es nach ihm, würden wir immer noch versuchen, mit einem Stab und Stein Feuer zu machen. Dies wäre allerdings das jähe Ende der Menschheit gewesen – er hätte das Zeugs wutentbrannt in die Savanne geworfen, weil der Scheiß nicht funktioniert! Und so besitzt dieser Mann zwar einen Blackberry, ein computergesteuertes Einparksystem und einen Kärcher –, aber wehe, eines dieser Dinger schnurrt nicht. Da müsste er nachdenken und Bedienungsanleitungen studieren. Tut er’s? Tut er nicht. Wer intelligent ist, stellt sich blöd. Und quittiert meinen zigsten Aufschrei "RTFM" (Read the fucking manual!) mit infantilen Sätzen wie: Dann saug’ ich halt nimmer. Verdammt, ich hätte bereits Verdacht schöpfen müssen, als er Modems für eine neue Jugendbewegung hielt. So einer delegiert zwar nix ans Universum, aber irgendein Trottel (ja, genau!) wird’s eh richten.
ER
Ich hätte damals stutzig werden müssen. Als meine Frau beim Versuch scheiterte, das 6-jährige Kind zu unterstützen, ein 25-Teile-Puzzle fertigzustellen. Das Bild von Prinzessin Lillifee wäre als Unvollendete in die Familiengeschichte eingegangen. Hätte nicht Papa erkannt, dass Krönchen- und Fußteile nur schwer kombiniert werden können.
Hilfe
Geht es also darum, wer sich des Zusammenbaus von Rasenmäher oder Ikea-Sessel Ektorp annimmt, fällt die Wahl in zehn von zehn Fällen auf mich. Meine Frau ist diesbezüglich keine große Hilfe. Zumal ihre räumliche Vorstellungskraft bei der Erkenntnis endet, dass eine Tischplatte den oberen Abschluss eines Tisches bildet.
Ergo ist die bestmögliche Unterstützung, die sie mir geben kann, ihr Schweigen. Denn wer hundert Einzelteile auf dem Boden in Grüppchen arrangiert und über in rudimentärem Deutsch verfassten Bastelanleitungen brütet, braucht v. a. eines: Ruhe. Er braucht nicht: Tipps, die nach Widerspruch in den beleidigten Satz "Ich hab’ ja nur gemeint" münden.
Jetzt ist es aber so, dass ich kein begnadeter Heimwerker bin. Das Einzige, was ich mir problemlos machen kann, ist Stress. Das liegt daran, dass ich a) keine Lust habe, mich für technischen Fortschritt zu interessieren (seit wann bitte haben Staubsauger keine Säcke mehr?). Und dass ich b) keine Geduld besitze. Weshalb so manches nach meinen Handgriffen nicht oder nicht mehr funktioniert.
Die Liebste hingegen hat, was ich bräuchte: Biss. Sie kann sich mit einer Beharrlichkeit einer Problemstellung widmen, dass ein Wadeln jagender Terrier vor Neid den Schwanz einziehen würde. Welches Konfliktpotenzial sich daraus ergibt, muss wohl nicht näher erläutert werden. Am Ende ist es aber sicher sie, die immer gewusst hat, dass man für ein Lillifee-Puzzle keinen Inbusschlüssel braucht.