Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Statussymbol Essen

Essen ist ein Akt der Selbstinszenierung.

Guido Tartarotti
über Ernährungs-Moden und Trend-Diäten.

Die Großmutter kannte beim Essen nur ein Qualitätskriterium: Es musste viel davon da sein. Die Güte von Restaurants maß sie an der Größe der Portionen.

Heute ist das Essen viel mehr als Volltanken des Körpers. Nämlich „Element der Weltanschauung, des Lebensstils, der Gruppenzugehörigkeit und Religionsersatz“, erklärt der Ernährungsmediziner Christian Madl im KURIER-Interview. Soziologen begründen das so: Weil der Glauben an ein Leben nach dem Tod schwindet, muss man aus dem Leben vor dem Tod mehr herausholen. Die ebenfalls diesseitsbezogenen alten Römer interpretierten das als Lizenz zum Hedonismus: Das Leben ist kurz, genießen wir es! Die modernen Gesundheitsreligionen sagen dagegen: Das Leben ist kurz, machen wir es so lang wie möglich!

Essen ist aber auch ein Akt der Politik (etwa durch verschiedene Verzichts-Rituale). Und es ist ein Akt der Selbstinszenierung: Mode-Diäten, und seien sie noch so unsinnig, sind Statussymbole. Die Trends wechseln dabei ebenso schnell wie in der Textilbranche.