Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Schule und Zwang

Nicht jede Familie, die in zumutbarer Entfernung eine Nicht-Ganztagsschule sucht, findet eine.

Andreas Schwarz
über den Schulanfang

Endlich Schule, im Osten Österreichs. Zehntausende Eltern werden nach neun Wochen Betreuungsorganisationsstress aufatmen. Im Idealfall einige Schüler nach neun Wochen Ferien auch – wenn die Schule gut ist. Dazu fallen Politikern in Wahlzeiten gute Sachen ein. Wie der Ministerin, die für nach der Wahl verspricht, dass jede Familie mit Sechs- bis 14-jährigen Kindern in zumutbarer Entfernung einen ganztägigen Schulplatz finden müsse. Dumm nur, dass schon heute nicht jede Familie, die in zumutbarer Entfernung eine Nicht-Ganztagsschule sucht, die findet: Wer in Wien an einem Bezirksrand wohnt und eine Ganztagsschule in der Nähe hat, bekommt in der noch näheren Nicht-Ganztagsschule im Nachbarbezirk keinen Platz – weil Sprengelgrenze; und weil der Sturm auf Schulen, die Sechsjährige nicht den ganzen Tag zwangsverpflichten, groß ist. Aber das kommt in der Debatte, die leider auch eine ideologische ist – Bildungschancen der Kinder nur ja nicht den Eltern überlassen! –, nicht vor. Was die Erleichterung zu Schulbeginn stark relativiert.