Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Nicht vergessen

Politik ereignet sich immer auch in Gesten und Slogans.

Guido Tartarotti
über den Papst

Politik ereignet sich immer auch in Gesten und Slogans. Diese können enorme Wirkung haben und die Jahrzehnte überdauern. Woran denken wir, wenn wir den Namen Kennedy hören? An „Ich bin ein Berliner“. Und die Amerikaner erinnern sich an sein „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann ...“ Deutschlands Kanzler Willy Brandt wieder schrieb 1970 mit dem Kniefall in Warschau Geschichte – die deutsche Bitte um Vergebung für die Nazi-Verbrechen bekam ein Bild, das bis heute wirkt.

Natürlich sind auch Päpste Politiker. Johannes Paul II. beherrschte das Spiel mit Gesten perfekt, seine Reisen (inklusive Bodenkuss) waren von großer Wirkung.

Auch der neue Papst Franziskus ist in dieser Hinsicht ein bemerkenswerter Politiker. Seine Weigerung, die roten Schuhe zu tragen oder die Prunkwohnung der Päpste zu beziehen, sind Zeichen der Solidarität mit den Armen. Dass er jetzt auf Lampedusa mit Flüchtlingen betete, ist eine klare Ansage: Das längst verdrängte Elend der Bootsflüchtlinge darf nicht vergessen werden.