Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Leid und Lust

Ertönen wo mehrere Folgetonhörner, drehen sich die Köpfe, weil es könnt’ ja was zu sehen sein

Andreas Schwarz
über Schaulustige

Das Gegenteil vom ernsthaften Helfer, von dem es dieser Tage landauf, landab, landunter so viele gibt, ist der lustige Schauer. Von dem gibt es auch viele. Man kennt das: Passiert auf der Autobahn ein Unfall, kommt es auf der Gegenfahrbahn zum Stau, weil der Mensch gerne gafft, was da passiert ist (und dabei nicht selten den nächsten Auffahrunfall produziert). Ertönen wo mehrere Folgetonhörner, drehen sich die Köpfe, weil es könnt’ ja was zu sehen sein. Jetzt stehen die Hochwasser-Helfer vor demselben Phänomen: Schaulustige blockieren Brücken und Zufahrten, sind wie auf dem Attersee sogar mit Booten (!) unterwegs und behindern die Einsätze. Nun mag schon stimmen, dass auch die Medien mit davon leben, dass, wo Leid ist, (Schau-)Lust zufliegt. Aber in echt hat das noch einmal eine andere, nein: gar keine Qualität. Apropos echt: Auf der Südautobahn konnten am Mittwoch er(n)ste Helfer nicht zu einem brennenden Auto, weil andere – vermutlich lustig schauend – links und rechts daran vorbeifuhren. Der Lenker ist übrigens verbrannt.