Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Glück oder ein Glück?

Wir können weniger gut glücklich sein als Ski fahren.

Guido Tartarotti
über Glück, Nestroy und fallende Steine.

Unlängst stellte Kollege A. S. hier grundsätzliche Überlegungen zum Thema Glück an. Ähnliches tat schon Johann Nestroy vor 200 Jahren: „Es ist unmöglich, die Menschen glücklich zu machen. Ihre eigene Natur duldet es nicht. Alles, was man erreichen kann, ist eine allgemeine, mäßige Unzufriedenheit, bei möglichst großer Sicherheit des Daseins.“ Er kannte seine Landsleute gut, der Nestroy.

Im neuesten „Happiness Report“ erreicht Österreich in der Glücksweltrangliste Platz zwölf. Daraus folgt, dass wir zwar weniger gut glücklich sein als Ski fahren können (und neuerdings auch als Fußball spielen), aber im Nestroy’schen Sinn doch bemerkenswert mäßig unzufrieden sind.

Zu unterscheiden ist zwischen „Glück“ und „ein Glück“. Ein Glück ist ein flüchtiger Augenblick, in dem sich das Leben entgegenkommend zeigt, ein fallender Stein, der uns verfehlt. Glück dagegen ist ein aus unzähligen Einzelglücken zusammengesetzter, stabiler Zustand der Lebensfreundlichkeit, ein Spaziergang durch einen Wolkenbruch aus uns verfehlenden, fallenden Steinen.