Geiz hat kein Preispickerl
Von Birgit Braunrath
Tatsächlich geizig ist doch, wer ohne Rücksicht möglichst billig kauft, egal, wer dabei drauf zahlt.
über die Nebenwirkungen von Online-Weihnachtseinkäufen
256 Euro? 349? 460? Die Wirtschaftswahrsager überbieten sich gerade darin, die Pro-Kopf-Geschenkausgaben fürs Weihnachtsgeschäft vorauszuberechnen.
Peter Schnedlitz, Professor für Handel und Marketing an der WU in Wien verrät im KURIER-Interview, wozu das gut sein soll: „Alle, die weniger eingeplant haben, sollen gefälligst denken, sie seien geizig und müssten deshalb auch mehr ausgeben.“ - Als ob der Geiz ein Preispickerl hätte.
Tatsächlich geizig ist doch, wer ohne Rücksicht auf Produktions- und Distributionsbedingungen möglichst billig kauft, egal, wer dabei drauf zahlt. Der Wirtschaftsprofessor berichtet im selben Interview, dass der boomende Onlinehandel Billigarbeiter und Zustell-Sklaven hervorbringe, während Handelsangestellte ihre Jobs verlieren. Zusammengefasst: Online-Weihnachtseinkäufe legitimieren Arbeitsbedingungen, die keiner haben will, vertreiben Händler aus den Städten, sorgen für noch größere Vorweihnachtsstaus durch Zusteller und rauben dem Schenker das letzte bisschen Bewegung vor der Weihnachtsmastkur.