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Die Tour

Früher war auch nicht alles besser.

Andreas Schwarz
über die Tour de France

Früher war auch nicht alles besser. Bei der Tour de France zum Beispiel wurde immer schon geschummelt. Vor bald 110 Jahren gewann der Fünftplatzierte, weil die vier vor ihm Abkürzungen oder einfach zwischendurch die Eisenbahn genommen hatten. Und das Durchschnittstempo betrug schlanke 25 km/h.

Heute sind die Radler auf Hunderte Kilometer langen Etappen unterwegs, erklimmen Pässe, auf denen jedes Kleinauto ins Schnaufen kommt, und das Durchschnittstempo beträgt 41 km/h und mehr. – „Mit Beginn des EPO-Dopings Anfang der 1990er-Jahre stieg der Wert deutlich an“, schrieb der KURIER kürzlich zur Tour, die jetzt gerade in die Berge geht.

Ja eh. Den Lance Armstrong, der sieben Mal gewann, haben sie wegen erwiesenen Dopings ebenso alle Titel aberkannt wie unserem Bernhard Kohl seine Bergtriumphe, der Ullrich Jan war auch ein Schummler, und das ist nur die Spitze der rasenden Anaboliden. Trotzdem begeistert die Tour ein Publikum weit über das der Apotheker-Fachpresse hinaus – ein Phänomen.