Das Ohrwaschl - Schweigekür
Von Birgit Braunrath
Alle reden übers Schweigen. – "Das Schweigen brechen" lautet etwa das heurige Motto des Salzburger Landestheaters, das gestern präsentiert wurde. Originell, dass am selben Tag in derselben Stadt ein Zeuge im Schadenersatzprozess um die Osterfestspiele nicht aussagen konnte – die Landesregierung hatte ihn nicht rechtzeitig von seiner Schweigepflicht entbunden.
Eine Art selbst auferlegte Schweigepflicht – sozusagen eine "Schweigekür" – demonstrierte Alfons Mensdorff-Pouilly gestern im Korruptions-Untersuchungsauschuss. " Entschlagung" nannte er als Verschwiegenheitsgrund.Während ein Land auf Aufklärung wartet, wird das Schweigen zur neuen Ausdauerdisziplin. Allein Mensdorff-Pouilly schwieg, pardon: "entschlug sich", gestern 40-mal. Und damit ist er nicht allein.Verschwiegenheit gilt nicht mehr als tugendhaft, sondern als verdächtig. Und von wegen "Schweigen ist Gold": Nicht alles, was Gold ist, glänzt.
Das Ohrwaschl - die Glosse von Seite 1: Alternierend verfasst von Birgit Braunrath, Andreas Schwarz und Guido Tartarotti