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Doppelt bestraft

Während er hinter Gittern sitzt, werden mit seiner Bankomatkarte weitere Handyverträge abgeschlossen.

Mag. Uwe Mauch
über Gerhard L.

Gerhard L. tut sich schwer, sein Drama selbst zu erzählen. Doch zum Glück gibt es aufmerksame Helfer des Vereins T. I. W., der junge Menschen bei ihrer Arbeitssuche betreut. Seine Leidensgeschichte geht so: Ein Arbeitskollege, der inzwischen von der Polizei zur Fahndung ausgeschrieben ist, zwingt den jungen Mann unter Androhung von Gewalt, unzählige Verträge mit allen großen Mobiltelefon-Gesellschaften des Landes abzuschließen.

Sein netter Kollege verkauft die Handys dann auf dem Schwarzmarkt. Die Rechnungen erhält indes Gerhard L., auch die Mahnungen und Strafen. Weil er weiter massiv bedroht wird, nimmt er die Schuld auf sich und wird zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt, die er in der Justizanstalt Simmering absitzt.

Das Drama des Gerhard L. ist aber an dieser Stelle noch nicht zu Ende: Während er hinter Gittern sitzt, werden mit seiner Bankomatkarte weitere Handyverträge abgeschlossen. Seine Schulden steigen ins Astronomische, auch deshalb, weil er die teilweise krassen Forderungen nicht versteht.

Nach seiner Entlassung sitzt der doppelt Bestrafte heute mit 50.000 Euro Schulden da (so genau weiß man das nicht, denn nicht alle Gläubiger wollen Auskunft geben). Sein Leben ist verpfuscht. Oder möchte sich ein Telefonanbieter erbarmen?