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Armer Siegbert

Ich frage mich schon seit Tagen, ob man einem wie ihm, der zu schnell an seinem Brechreiz leidet, helfen könnte.

Mag. Uwe Mauch
über den armen Siegbert

Eine KURIER-Reportage rückt knapp vor Weihnachten einen Mitmenschen in den Fokus, der unter einer Wiener Donaubrücke Unterschlupf sucht und der dort nur einen einzigen Wunsch äußert: Den Heiligen Abend mit seinem Hund in einem warmen Hotelzimmer zu verbringen.

Man konnte diese Reportage so oder auch anders lesen.

Einer, der sich im Internet Siegbert nennt, ließ sofort seine Wut auf die Welt los (die Fülle seiner Rechtschreibfehler erspare ich uns hier): Aber für die fremden Zuwanderer-Horden reißen sich unsere Politiker und die NGOs den Ar... auf! (...) Beim Vergleich der Aufwendungen für die fremden Zuwandererhorden mit jenen für unsere Obdachlosen kommt einem gleich das „Kotzen“ auf die „Gutmenschen“, die Politik und die NGOs, welche die Probleme mit unser eigenen Armut im Land völlig ignorieren!

Wie gesagt, man konnte auch anders, z. B. empathisch reagieren, so wie eine Leserin, die spontan 300 Euro an die Caritas überwiesen hat, mit dem Hinweis, dass der Mann unter der Brücke nicht nur zu Weihnachten im Warmen schlafen möge.

Gewiss wird dem Siegbert nun erneut das „Kotzen“ auf die „Gutmenschen“ kommen. Ich frage mich schon seit Tagen, ob man einem wie ihm, der zu schnell an seinem Brechreiz leidet, helfen könnte. Die Frage ist nur: Ist Siegbert noch zu helfen?