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Städtekonzept alla Bolognese

Die beste Küche Italiens findet man nicht in Florenz oder Venedig, sondern im Herzen der Emilia Romagna.

Michael Horowitz
über Bologna

Die skandalumwitterte Femme fatale erhitzte Männerfantasien. Als sie 1501 wieder einmal heiratete, diesmal den Herzog von Ferrara, war auch der Hofkoch Zefirano von Lucrezia Borgia derart beeindruckt, dass er – inspiriert von ihren langen, blonden Haaren – erstmals lange, gelbe Nudeln auftischen ließ. Die Spaghetti waren erfunden. So erzählt man es zumindest in Bologna.

Fest steht, Spaghetti, Ravioli und Tortellini in der „Trattoria della Gigina“ mit 66 Jahren Tradition, sind überirdisch. Die beste Küche Italiens findet man nicht in Florenz oder Venedig, sondern im Herzen der Emilia Romagna. Das gemeinsame Essen mit Freunden oder der Familie wird in Bologna zelebriert. Hier lebt man die Slow-food-Philosophie schon immer.Der morbide Charme der Altstadt mit seinem roten Dächermeer und rund 40 Kilometer an über­dachten Arkaden, gibt den Takt an. Und lässt den Besucher ruhiger werden. Auch weil während des Wochenendes das Zentrum autofrei ist. Seit Kurzem regieren statt Dieselwolken der Duft von Pecorino und Parmesan, Salami, Mortadella und Parmaschinken die Altstadt rund um die Piazza Maggiore. Ein Städtekonzept alla Bolognese.