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Prinz Eugen

Mit lediglich einem Schwert im Gepäck gelangt er als Flüchtling aus Frankreich nach Wien.

Michael Horowitz
über Prinz Eugen von Savoyen.

Mit lediglich einem Schwert im Gepäck gelangt er, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, als Flüchtling aus Frankreich nach Wien. Prinz Eugen von Savoyen – ein Migrant des 17. Jahrhunderts. Schon bald setzt sein sagenhafter Aufstieg ein: Als Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres glorifiziert man den schmächtigen, nur knapp 1,50 Meter kleinen Feldherrn als edlen Ritter und Türkenbezwinger. Prinz Eugen, Kriegsherr, mächtiger Berater dreier Kaiser, aber auch Visionär und Kunstfreund, wird zum reichsten Mann Europas. Sein Vermögen soll größer als die Staatsschuld der Habsburger sein. Als der 73-jährige, für sein ausschweifendes Leben bekannte Eugen stirbt, hinterlässt er Schlösser, eine unschätzbare Kunstsammlung und einen Zoo im Oberen Belvedere. Mit Hunderten Tieren aus der ganzen Welt. Seinen Lieblingslöwen lässt er gerne – zum Schrecken der Besucher – bei Banketts auftauchen. Im April 1736 hört das Tier zu fressen auf und läuft unruhig im Käfig herum. Eines Tages gegen drei Uhr früh ein markerschütterndes Brüllen. Zugleich läuten in der Kapelle die Glocken. Prinz Eugen ist gestorben.

michael.horowitz@kurier.at