Frederik & Mark, Sozialpartner & Brrr
Von Michael Hufnagl
Ja, es ist kalt in diesem Land.
über das Wetter
Das Wichtigste gleich zu Beginn: Frederik heißt die Kanaille. Kaum eine irgendwo verlorene Milliarde vermag so viele Emotionen auszulösen wie der garstige Tiefdruck-Lauser aus dem Norden. Und als wäre es nicht genug, dass in diesen kalten und windigen Tagen 100 bis 160 Liter Wasser pro Quadratmeter fallen werden, so erregt „der regnerischste Mai seit 155 Jahren“ ( Österreich) die Volksseele mehr denn je, weil er die traditionell gute Fenstertagslaune gnadenlos wegspült. Sogar bis in den Juni hinein.
Das Heute-Blättchen zollte dem historischen Wetter-Skandal mit einem „Brrrr-Mai“ Tribut, während die Brrrr-Konkurrenz Österreich schon einen Katastrophenschritt weiter ging und prophezeite: „Experte warnt vor Klima-GAU: Nach Frost-Mai kommt Hitze-Juni“.
Und wieder einmal sind die Politiker ohnmächtig.
Die verlieren sich in Analysen, ob die Salzburger Grünen in Anbetracht der Idee, allenfalls mit dem Team Stronach zu koalieren, womöglich die eigenen Werte verraten. Während in Österreich die Sonne 170 Stunden weniger als sonst um diese Zeit zu sehen war.
Schneebälle
Die streiten darüber, ob die Bankenabgabe auch über das Jahr 2017 hinaus sinnvoll ist oder nicht. Während zu Fronleichnam Schneeballschlachten veranstaltet werden.
Die diskutieren, ob das Ende des Waffenembargos der EU gegenüber Syrien auch das Ende der österreichischen UNO-Mission auf den Golan-Höhen bedeuten sollte. Während in Wien sogar die Öffis geheizt werden müssen.
Ja, es ist kalt in diesem Land. Vor allem an jenem Verhandlungstisch, an dem die Ministerinnen Schmied und Heinisch-Hosek sowie die Gewerkschafter Neugebauer und Kimberger regelmäßig Platz nehmen. Deren Versuche, sich auf ein neues Lehrerdienstrecht zu einigen, könnten jedenfalls als Tragikomödie mit dem Prädikat „besonders wertlos“ in die Geschichte dieser Republik eingehen.
Genau genommen wird das sensible Beamten-Thema von Regierungsseite seit 2001 intensiv bearbeitet – es handelt sich also um ein rot-weiß-rotes Jahrtausend-Projekt.
Aber auch die jüngsten Zahlen haben einen sehr speziellen Charme. Immerhin gab es zuletzt die 27. (als Wort siebenundzwanzigste) Verhandlungsrunde zwischen Menschen, die offenbar noch immer keinen Lachanfall bekommen, wenn sie das Wort Sozialpartner in den Mund nehmen.
Profis
Statt dessen sagt Herr Kimberger mit dem Verweis auf Lösungsqualität lässig: „Wir können auch noch zwei, drei Jahre länger verhandeln.“ Und erteilt möglichen Interventionen von Kanzler und Vizekanzler mit hypertropher Nonchalance eine Absage: „Da gehören Profis an den Tisch.“
Auf den Society-Seiten der Zeitungen tat sich in dieser Woche im übrigen ziemlich wenig, sieht man davon ab, dass (dieses Namensspiel sei gestattet) ausgerechnet Kati Bellowitsch einen neuen Hund hat.
Nur eine Story sorgte für Erregung. Mark Zuckerberg war zwei Tage lang in Wien. Was er hier tat? Er war (mit Kapuzenpulli) im Palais Coburg, im Sisi-Museum und ein Schnitzel essen. Interviews gab er aber keine. Vermutlich dachte er sich: Ach, Österreicher, rutscht mir doch den Facebuckel runter.
Twitter: @MHufnagl