Mein Kleinkrieg und ich
Von Georg Leyrer
Twitter ist so etwas wie der Lackmustest der Medien geworden.
über die Aufregung auf Twitter
Was haben wir gelacht, auf Twitter, über das Missverständnis. „Meine Glock und ich“, schrieb dort jüngst ein ORF-Journalist, würden demnächst schneller einschreiten, wogegen oder wofür, tut hier nichts zur Sache. Denn das war natürlich nur eine übersetzte US-Redewendung, keine Ankündigung oder gar Drohung, wie selbiger Journalist später unmissverständlich klarmachte.
Da war die Aufregung natürlich schon groß gewesen, auf Twitter, denn die Sozialmedien können sich besonders gut aufregen. Nicht nur über zweifelhafte Journalisten-Tweets. Empörung, in ihrer sozialmedialen Ausformung sehr bildlich „Shitstorm“ genannt, ist, mal zu Recht, mal zu Unrecht, einer der Hauptreflexe auf Twitter und Facebook. In diesem Online-Umfeld finden die Ergebnisse journalistischer Arbeit zunehmend ihr Publikum.
Dadurch ist Twitter so etwas wie der Lackmustest der Medien geworden. Hier kann man schnell über eine unbedachte Blödheit stolpern, manche US-Kollegen hat ein sorgloser Tweet schon den Job gekostet. Hier kann man als Außenstehender auch viel über die Mechanismen der Medienbranche lernen, wer wen warum verteidigt, wer gerne mit wem Hörner kreuzt. Zwischen „Missverständnissen“, Kleinkriegen und Verbalscharmützerln ergibt das leider derzeit kein würdiges Gesamtbild. Und das ist ein Schaden für den Journalismus.