Fesch und eiskalt
Frauen dürfen heutzutage eh alles: studieren, arbeiten, Hosen tragen.
über Geschlechterwahrnehmung
Wenn ich als Regisseurin ,Nein‘ sage, gelte ich schnell als hysterisch. Wenn ich sage, ich muss nachdenken, dann sagt man mir nach, ich weiß nicht, was ich will.“
Die Erfahrungen, die Barbara Albert im Interview mit dem KURIER beschreibt, kennen viele Frauen. Vordergründig ist alles paletti. Frauen dürfen heutzutage eh alles: studieren, arbeiten, Hosen tragen. (Gern auch viel davon. Fulltimejob und Kinder betreuen und am Abend kochen und den Teppich zur Reinigung bringen und an das Geburtstagsgeschenk für die Oma denken und so weiter, geht sich locker aus.)
Über die Probleme, die bleiben, wird nicht gern gesprochen. Dass Frauen immer noch leicht als hysterisch und wankelmütig hingestellt werden – siehe Alberts Schilderungen. Dass ihr Erfolg oft auf Aussehen und vermeintliche Beziehungen zu mächtigeren Männern zurückgeführt wird. Dass Frauen, die bestimmt auftreten, sofort als „Zicken“ gelten.
Und so weiter.
Eine Boulevard-Zeitung schrieb jüngst über Estibaliz C.: „Sie ist fesch und gescheit, doch sie soll eine eiskalte Mörderin sein.“ Hätte sie – hässlich und blöd – ihre Männer heulend und kreischend erledigt, wäre die Welt in Ordnung. Aber fesch und eiskalt? Und gescheit auch noch? Das führt zu weit. Nur Männer mit diesen Eigenschaften werden Geheimagent oder US-Präsident.
anna.gasteiger@kurier.at