"Na, des konn i ned"
Von Doris Knecht
Es gibt Fahrerinnen, die einem freundlich zunicken, wenn man mit dem Rad zur Seite fährt, um ihrer Bim Platz zu machen. Es gibt Fahrer alter Garnituren, die Müttern automatisch helfen, wenn sie Schwierigkeiten mit ihren Kinderwägen haben. Und es gibt Fahrer, die tun das, selbst wenn sie darum gebeten werden, nicht.
Erst im April gab es einen Eklat mit einem Fahrer, der sich weigerte, einer Mutter mit Kinderwagen beim Einsteigen zu helfen: Dazu sei er nicht verpflichtet. Er wurde von seinem Arbeitsplatz abgezogen, die Wiener Linien entschuldigten sich: Man werde der Sache nachgehen, damit sich derlei sicher nicht wiederhole.
Hat leider nicht gut funktioniert.
Am Monta wollte Leserin Birgit F., die weit draußen im 10. Bezirk wohnt, mit ihrem einjährigen Sohn zum Babyschwimmen fahren. Auf der Hinfahrt erwischte sie einen Niederflur-67er, auf der Rückfahrt hätte sie darauf mehr als 20 Minuten warten müssen. Sie nahm also eine alte Bim und bekam beim Einsteigen Hilfe von einem Fahrgast. Als sie an ihrer Station aussteigen wollte, war kein einziger anderer Passagier in der Nähe, also bat sie den Fahrer, ob er ihr helfen könne. Der warf ihr durch den Rückspiegel einen Blick zu und rief: "Na, des konn I ned." Frau F. wusste sich nicht anders zu helfen als durch den ganzen Wagen um Ausstiegs-Hilfe zu brüllen: Eine etwa 70-jährige Dame sei dann angehumpelt gekommen und habe ihr geholfen.
Im "Anforderungsprofil Straßenbahnfahrer/-in" steht unter "hohes Verantwortungsbewusstsein" der Punkt "Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit, Kommunikationsbereitschaft". Greift nicht immer.