Lasst uns froh und munter sein
Von Doris Knecht
Denn es ist das Schöne an diesen alten Bräuchen, dass man sie nach Bedarf adaptieren kann.
über Adventkalender
Falls Sie sich schon gefragt haben: Auch heuer verging wieder ein schöner Nachmittag mit dem Befüllen der Adventkalender. Zwei Mal 24 Filzsackerln wurden mit Süßzeug gestopft. Falsch: ein Mal 22 Filzsackerln und ein Mal 21, denn heuer waren der 3., 7., 13., 17. und 22. Dezember unauffindbar, und der Schwund wurde diesmal nicht, wie sonst jedes Jahr, von einer braven Mutter nachgenäht, sondern durch schnöde Papiersackerln ersetzt. Es gab keine Klagen, Hauptsache Füllung darin. Es wurden bei der Gelegenheit auch gleich die zwei Nikolo-Säcke prall gemacht, auch wenn das Nikolaus-Fest heuer entfällt.Denn es ist das Schöne an diesen alten Bräuchen, dass man sie nach Bedarf adaptieren kann. Das nette Brimborium der Kleinkindheit weicht allmählich einer zusehends entschlackten Zeremonie, die am Ende der Entschlackung im Wesentlichen darin besteht, dass die Eltern geben und die Kinder nehmen. Wobei sich auch der Vorgang selbst in beiderseitigem Einverständnis von Jahr zu Jahr verkürzt.
Zumindest die Nikolo-Feiern, die in ihren letzten Jahren meistens damit endeten, dass rotohrige Eltern sich bei einem Miet-Nikolaus für die Kinder entschuldigten, fehlen ihrer Autorin bisher nicht. Auch wenn die Zeit kommen wird, wo man sich sentimental an genau diese Feierlichkeiten erinnern und sich an jedem stillen Nikolaus-Abend die immer gleichen Geschichten von früher erzählen wird. Kannst du dich noch an den betrunkenen Nikolaus bei den Dingsens erinnern? Der das fünfjährige Kind dafür lobte, dass es „immer Gras mit dem Papa raucht“, weil er nur noch lallen konnte und nicht mehr richtig artikulieren, was eigentlich auf dem Zettel stand: „Immer brav mit dem Papa rauft“? Weißt du noch, wie uns die andern Eltern damals angeschaut haben?
Sooo?
So gesehen sollte man vielleicht versuchen, den Kindern an diesem Nikolaus-Abend doch ein gemeinsames „Lasst uns froh und munter sein“ abzuringen. Nur ein kleines! Dafür stopf ich euch auch nächstes Jahr wieder einen Adventkalender.