Meinung/Kolumnen/Knecht

Was eigentlich nicht geschehen darf

Wieder abgewimmelt, zur Geschäftsführung nicht durchgestellt

Doris Knecht
über das Busunternehmen Dr. Richard

Am Dienstag vor einer Woche brachte Leserin Katharina W. ihre neunjährige Tochter Lily zum Bus. Die W.s wohnen etwas abgelegen, Lily fährt täglich mit einem Bus von Dr. Richard zur U-Bahn. Als Frau W. den Bus kommen sah, fuhr sie weiter, sah also nicht, was dann passierte: Lily stieg gemeinsam mit einem anderen Fahrgast hinten in den recht vollen Bus ein.

Dann geschah, was nicht geschehen darf: Das Kind wurde beim Einsteigen eingeklemmt, war mit dem rechten Bein und dem halben Körper im Bus, mit dem linke Bein, dem Roller und der Schultasche noch draußen. Der Bus fuhr an. Das Kind und andere Passagiere schrien, der Bus blieb stehen. Eine Familie kümmerte sich um Lily, die dann bei der U3-Station hinkend ausstieg, ohne dass der Fahrer sich auch nur einmal nach ihrem Befinden erkundigt hätte. An Lilys Fuß wurde am nächsten Tag im Wilhelminenspital eine Verstauchung diagnostiziert, das Kind traute sich drei Tage lang nicht, allein mit dem Bus zu fahren.

Die Mutter rief noch am Nachmittag bei der Firma Dr. Richard an, berichtete den Vorfall, bat um Rückruf zur Klärung, wollte vor allem, dass der defekte Bus aus dem Verkehr gezogen wird, weil so etwas ja nicht passieren darf. Bis heute bekam sie keine Reaktion. Sie wandte sich auch an die Wiener Linien, schilderte den Unfall einem Mitarbeiter des Kundendienstes, der mehrmals darauf hinwies, dass das Unternehmen Dr. Richard zuständig sei. Was Frau W. klar war, die allerdings auch der Meinung ist, dass die Wiener Linien für ihre Subunternehmer mitverantwortlich sind.

Nach einer Woche ohne Reaktion rief sie erneut bei Dr. Richard an, und „wurde wieder abgewimmelt, zur Geschäftsführung nicht durchgestellt“, nur zu einem Herrn der Unfallabteilung, der nichts über den Vorfall wusste. Bei den Wiener Linien war zuerst ebenfalls niemand zu sprechen, später erreichte sie den Betriebsingenieur, der sich um die Sache zu kümmern und eine schriftliche Antwort versprach. Darauf wartet Frau W. nun. Wir warten gespannt mit.