Siehe auch: Merkelphone
Von Doris Knecht
Es ist heutzutage nichts mehr vor Überwachung sicher.
über die NSA-Affäre
Ungeschlagenes Spitzenthema Nr. 1 diesen Monat: Jedermanns Privatsphäre und ihre ungeheure Durchlässigkeit in Zeiten der elektronischen Kommunikation. Jetzt wurde offenbar auch das Handy der deutschen Kanzlerin von der NSA ausspioniert: Es ist heutzutage nichts mehr vor Überwachung sicher.
Dass heutzutage nichts mehr sicher ist, und dass den Leuten – allen Leuten – das klar sein muss, zeigt ein schwedisches Urteil. Eine junge Frau hatte ihren Ex-Freund verklagt, weil der ein Sex-Video, das sie in glücklicheren Zeiten gemeinsam gedreht hatten, aus Rache öffentlich gemacht hatte. In den USA hat dieses Vergehen bereits einen Namen, es heißt Revenge Porn, also Rache-Porno: die Veröffentlichung expliziter oder auch nur pikanter Bilder ohne das Einverständnis aller abgebildeten Personen. In Schweden war es so: Der Ex-Freund, der das Material mit der damals 17-Jährigen veröffentlichte, wurde zu einer Geldstrafe von 15.000 Euro verurteilt. Er berief; die Strafe wurde auf 3000 Euro reduziert, mit der Begründung der steigenden sozialen Akzeptanz sexueller Freizügigkeit.
Flapsiger formuliert: ein bissl ein Nacktfoto oder ein Sexvideo ist kein Drama mehr, das gibt’s ja heutzutage ja von praktisch jedem unter fünfzig. Und von vielen darüber. Einerseits okay. Andererseits hätten die meisten erstens trotzdem lieber, dass solche Intimitäten privat bleiben, und würden zweitens gern den rigoros bestraft wissen, der sie dennoch preisgibt. Aber eben: Jeder, der mit der Realität vertraut ist und ein bissl eine Vernunft zugeteilt bekommen hat, muss damit rechnen, dass etwas Privates im Netz vielleicht nicht privat bleibt. Das wissen wir nicht erst seit Antony Weiner, wer sich noch an ihn erinnert, jenen US-Politiker, der seine politische Karriere an seinen Exhibitionismus verloren hat: In den USA ist man halt noch ein wenig prüder als in Schweden. Aber auch ein bisschen offensiver im Anzapfen von Geheimnissen, siehe Merkelphone. Privat und geheim? Gibt’s eben nicht mehr.