Der geschenkte Zirkusgaul
Von Doris Knecht
Das alte Wort vom geschenkten Gaul gilt für Zirkuspferde jedenfalls nicht.
über den Zirkus Louis Knie
Derzeit zu Gast im Wiener Prater: der Zirkus Louis Knie. Familie H. bekommt via Facebook von einem Unternehmen Karten geschenkt, die der Zirkus offenbar an diverse Firmen und Parteien zum Weiterschenken ausgegeben hat. Auf dem Ticket steht groß „Freikarte“ und: „Gültig für die Vorstellung am 26. 5. um 15.00“.
Die Eltern haben keine Lust auf Zirkus, aber die Tochter freut sich immens und zieht an besagtem Sonntag mit zwei Freundinnen und drei Freikarten los. Beim Zirkus angekommen kaufen sich die Kinder für etwa zehn Euro Popcorn und Zuckerwatte. Als sie damit ins Zelt wollen, böse Überraschung: Sie werden nicht eingelassen. Warum? Die Freikarten seien keine Kinder- sondern Erwachsenen-Tickets. Die Tochter ruft ihre Mutter an.
Die Mutter ist der Meinung, dass es, da Erwachsenen-Karten durchwegs teurer sind als Kinderkarten, ja wohl kein Problem sein könne, wenn ein Kind damit in den Zirkus geht: Sie sagt der Tochter, sie solle doch an der Kassa nochmal nachfragen.
Die Kinder stellen sich also an der Kassa an, und zwar sehr lange, nur um dann eine unfreundliche Auskunft zu bekommen: Mit diesen Tickets dürfen sie als Kinder nicht in den Zirkus, sie müssten sich extra Kinder-Tickets kaufen. Die zwischen 10 und 23 Euro pro Stück kosten: So viel Geld haben die drei Mädels aber nicht dabei. Tja, Pech. Die Kinder gehen tief enttäuscht wieder heim.
Wo eine empörte Mutter die Karten nochmal untersucht, und dann erst den Schmäh hinter den vermeintlichen Freikarten begreift. Da steht nämlich tatsächlich: „Gültig für 1 Erwachsenen“. Knie spekuliert offenbar darauf, dass Erwachsene selten zum eigenen Vergnügen in den Zirkus gehen, sondern meistens als Begleitung von Kindern – und für deren Tickets muss der glückliche Freikarten-Empfänger dann Länge mal Breite bezahlen.
Das alte Wort vom geschenkten Gaul gilt für Zirkuspferde jedenfalls nicht: Falls Sie dieser Tage eine Zirkus-Freikarte bekommen: Schauen Sie ihr lieber ganz genau ins Maul.
doris.knecht Doris Knecht